05.04.2020
2 Fotos

Was man gegen Nackenschmerzen tun kann

Fast jeder Mensch kämpft im Leben mindestens einmal mit Nackenschmerzen. Betroffene leiden mitunter mehrere Tage oder Wochen, auch aufgrund der eingeschränkten Bewegungsfähigkeit. Was Schmerzen im Nackenbereich auslöst und wie diese effektiv behandelt werden können, weiß Dr. Munther Sabarini, Neurochirurg und Gründer der Avicenna Klinik in Berlin. Er erklärt, wie einem steifen Hals bereits im Alltag vorgebeugt werden kann.

 

Ursachen und Behandlung von Nackenschmerzen

Vom Nacken zieht es bis in Kopf und Schultern – wer kennt fiese Verspannungen im Nacken nicht? Oft leiden Betroffene mehrere Tage oder gar Wochen. Aber was genau löst Nackenschmerzen aus? Wie werden Probleme im Nackenbereich am besten behandelt? Was fördert die Nackengesundheit im Alltag?

 

Überlastung und Haltungssünden

Der Nacken besteht aus sieben Wirbelkörpern, Muskeln und Nerven. Sie verbinden den Schädel mit der Wirbelsäule und sorgen für Beweglichkeit. Haltungssünden gleicht der Nacken lange aus, bis sich Schmerzen bemerkbar machen. „Muskulär bedingte Nackenschmerzen resultieren häufig aus Fehlhaltungen. Überlastung verkürzt oder verhärtet die Nackenmuskeln, es kommt zum Ziehen und Stechen“, erläutert Dr. Sabarini. Auch kalte Zugluft kann zu verkrampfter Nackenmuskulatur führen sowie unkontrollierte, ruckartige Bewegungen zu Zerrungen. Tatsächlich äußern sich ebenfalls psychische Anspannungen wie Stress durch Muskelschmerzen – so bekommt das Sprichwort „Die Angst sitzt einem im Nacken“ eine ganz andere Bedeutung. Wenn Verspannungen und Schmerzen die Beweglichkeit einschränken, entsteht ein steifer Hals.

 

Dem Schmerz auf der Spur

Bei Nackenschmerzen muss die Ursachenanalyse möglichst schnell und bestenfalls durch einen Facharzt erfolgen. „Eine falsche Behandlung von Beschwerden im Nackenbereich aufgrund einer eigens aufgestellten Diagnose kann zu einer drastischen Verschlimmerung führen“, warnt Dr. Sabarini. Ein Facharzt untersucht, ob es sich um eine Entzündung der Muskeln und Nerven handelt oder ob ein eingeklemmter Nerv zu starken Schmerzen und eingeschränkter Bewegungsfähigkeit führt. Im zunehmenden Alter kommen Knochenverschleiß oder ein Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule als mögliche Schmerzursachen hinzu. Doch auch eine schwere Muskelverspannung darf nicht auf die leichte Schulter genommen werden und erfordert eine Begutachtung durch einen Spezialisten.

 

Medizinische Behandlung heißt nicht gleich Operation

Auf die Untersuchung folgt eine ursachengerechte Behandlung. Im Fall einer Muskelentzündung sind je nach Auslöser spezielle Kortison- oder Antibiotika-Therapien notwendig. Lautet die Diagnose Bandscheibenvorfall, können bereits minimalinvasive Eingriffe Beschwerden mindern. „Nicht immer muss bei einem Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule eine große Operation erfolgen. Es kommt stark auf die Ausprägung und die Schmerzintensität an“, beruhigt Dr. Sabarini. Eine perkutane Nukleotomie zielt auf die Minimierung des Volumens von überstehendem Bandscheibengewebe ab, was eine signifikante Druckreduktion zur Folge hat. Liegt jedoch eine schwerere Erkrankung vor und minimalinvasive Behandlungen erzielen keine ausreichende Wirkung, rät Dr. Sabarini meist zu einer künstlichen Bandscheibe.

 

Mit Bewegung gegen die Unbeweglichkeit

Bei einem eingeklemmten Nerv oder muskulären Verspannungen gilt es die Mobilität zurückzuerlangen. „Betroffene neigen aus Angst vor Schmerzen zu einer starren Schonhaltung. Das kann die Schmerzen sogar verstärken“, erklärt Dr. Sabarini. Um eine Wiederaufnahme alltäglicher Aktivitäten zu ermöglichen, tragen Gels oder Cremes zur äußerlichen Anwendung sowie die kurzfristige Einnahme von nichtsteroidalen Antiphlogistika wie Ibuprofen oder Diclofenac zur gezielten Schmerzlinderung bei. Die Zufuhr von Wärme durch das Auflegen einer Wärmflasche oder eines Kirschkernkissens empfinden Betroffene häufig als angenehm. Auch spezielle Nackenübungen und Entspannungsverfahren unterstützen die Behandlung.

Zur Vorbeugung von Nackenschmerzen reichen kleine Veränderungen im Alltag aus. „Wer hauptsächlich im Sitzen arbeitet, sollte regelmäßig Bewegung in den Arbeitsalltag integrieren, um die Muskulatur aufzulockern“, so Dr. Sabarini. „Kurze Dehn- und Streckübungen sowie der Gang zum Kopierer, ein Spaziergang in der Mittagspause oder das Erledigen bestimmter Tätigkeiten im Stehen fördern die Nackengesundheit.“ Bei einseitigen Bewegungsabläufen im Job oder zu Hause entspannen kurze gegensätzliche Bewegungseinheiten die Muskulatur. Im Auto sorgen individuell eingestellte Kopfstützen und Rückenlehnen für ein aufrechtes Sitzen. Nackenkissen bieten Beifahrern oder Flug- und Bahnreisenden eine zusätzliche Stütze. Zugluft zu vermeiden und den Hals mit einem Tuch warmzuhalten, verhindert, dass sich die Nackenmuskulatur zusammenzieht und verspannt.

 

zu weiteren Infos

zur Avicenna-Klinik