12.03.2021
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1. FC Köln-Talent Milan Nikolic lebt seinen Traum

Der 1. FC Köln gilt mit über 111.500 Mitgliedern als sechstgrößter Sportverein Deutschlands. Auch viele Kinder tragen das Trikot des Bundesligisten mit Stolz. Milan Nikolic ist nicht nur Fan, er ist Spieler im FC-Nachwuchs. Der 12-Jährige wohnt zwar in Aachen-Burtscheid, hat aber Eschweiler Bezug. Seine Mutter Nadine arbeitet in der Hausverwaltung „Derbro“ von Albert von Broich. „Als Fußballjeck hat mich Milan mit seiner Ballbehandlung bei unserer ersten Begegnung direkt fasziniert“, erzählt der als Inhaber der Gaststätte „Zum alten Rathaus“ bekannte von Broich, der noch eine entscheidende Rolle für den Jungen einnehmen sollte.

Seit Milan laufen kann, führt der um acht Jahre jüngere Bruder von Jeremy, der ebenfalls dem Fußball verbunden ist, bei jeder Gelegenheit das runde Leder am Fuß. Mit vier Jahren begann er mit dem Vereinsfußball bei BW Aachen, später schloss er sich dem SV und Arminia Eilendorf an. Sein großes Potenzial blitzte auch bei der Aachener Grundschulmeisterschaft auf, wo er 24 von 26 Toren seines Teams erzielte. Auf den Radar der Kölner Späher geriet der schnelle und technisch sehr versierte Youngster beim Talenttag des FC-Kooperationsklubs Jugendsport Wenau. Über längere Zeit mit Kölner Verantwortlichen in Kontakt stehend, durfte Milan 2016 in der jüngsten Juniorenmannschaft der Geißböcke (U8) anfangen.

Albert von Broich unterstützt
Die Freude darüber war auch mit Sorgen zu den logistischen Herausforderungen verbunden. Mutter Nadine ist alleinerziehend, Großvater Josef Schmitz, früher selbst Landesliga-Kicker, kann bei Dunkelheit nicht mit dem Auto fahren. Doch nun half der Zufall, denn Nadines Zusammentreffen mit von Broich brachte unerwartet mehr als den neuen Job in Dürwiß. „Mir liegt die Förderung von Kindern einfach am Herzen“, sagt von Broich als leidenschaftlicher FC-Anhänger und erklärte sich bereit, Milan dreimal pro Woche zum Training zu fahren. „Ohne Albert hätten wir nicht gewusst, wie wir es hätten machen sollen in den letzten Jahren“, dankt ihm Opa Josef. Inzwischen ist Milan vier Altersstufen weiter und spielt in der U12. Ab da übernimmt der offizielle FC-Fahrdienst den Transfer zum Geißbockheim und zurück. Der Dürwißer Gerd Greven fährt außerdem u.a. Ole Fischer aus Milans Team sowie Celil-Noah Kirli (U14, früher Germania Dürwiß).

Corona-Schatzkiste
Was man all diesen Kids anmerkt: Das Geschehen im Nachwuchsleistungszentrum prägt und fördert die Selbstständigkeit. Schon früh standen internationale Turniere mit Flugreisen und Übernachtungen bei Gastfamilien an. In Milans Fall ging es bereits nach Österreich und Leipzig. Mutter Nadine: „Das sind auch für mich aufregende Erlebnisse. Er soll das alles mitnehmen, solange die Leistungen in der Schule weiter stimmen.“ Auf die duale Ausbildung von Fußball und Schule achtet ebenso der FC sehr genau. Die Zeugnisse der 4. Aachener Gesamtschule muss Milan dem Verein vorlegen. Auch eine Sportpsychologin kümmert sich um die Kinder. Sie legte in der Corona-Zeit eine Schatzkiste zusammen mit jedem Spieler an. „Darin sind Fotos und Andenken an die Erfolge von uns. Das zeigt uns, was wir bis hierhin alles geschafft haben, und dass wir diese schwierige Phase jetzt auch durchstehen“, schildert Milan.

Bei den im Moment nötigen Online-Trainings macht er wie sein großes Idol Cristiano Ronaldo stets mehr als gefordert. Weihnachtsgeschenke mussten Laufband und Klimmzugstange für daheim sein. Sein Ziel ist es, irgendwann Profi zu werden. Dem gilt es viel unterzuordnen. Doch obwohl der FC eine gute Adresse markiert und bundesligaweit die drittmeisten Berufsfußballer formte, packen nur sehr wenige den Sprung. Zugleich bedeutet der Aufwand schon jetzt kaum Zeit für andere Hobbys oder Freunde. Endet um 15.30 Uhr die Ganztagsschule, geht’s an Trainingstagen sofort nach Köln, und erst um 20.30 Uhr ist Milan wieder daheim. Aber: All das möchte der Mittelfeldspieler, weil er den Fußball liebt und seine Chance sucht. Er strahlt, wenn er beispielsweise vom Sommercamp berichtet, bei dem Profis wie Salih Özcan locker mitkickten. Milan: „Es wird einiges erwartet, allerdings geht es auch super familiär zu. Nicht umsonst ist der FC schon immer mein Lieblingsklub.“

Tim Schmitz