05.02.2021
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Auch Eschweiler Footballer sind im Super Bowl-Fieber

In der Nacht von Sonntag auf Montag steigt mit dem Super Bowl im American Football das größte Eintages-Sportereignis der Welt. Es versetzt nicht nur die US-Amerikaner in Ekstase. Das Finale der NFL ist ein globales Spektakel mit bis zu 800 Millionen TV-Zuschauern. Football wird auch in der Region gespielt, sogar schon seit drei Jahrzehnten. „Es wundert dann doch viele, dass es den Sport in Heinsberg, Düren und Aachen gibt“, erzählt Jan Jäger aus Weisweiler. Er ist seit 2015 als einer von wenigen Eschweilern bei den Aachen Vampires aktiv. Dort werfen und kicken Jugendliche von 14 bis 19 Jahren sowie Frauen (2. Bundesliga) und Männer (Oberliga = 4. Liga) den eiförmigen Ball durch das Burtscheider Ludwig-Kuhnen-Stadion.

„Die Action hat mich bereits als Kind am Fernseher fasziniert. Zudem der Gegensatz zwischen der Schönheit und Eleganz des Spiels und andererseits der spektakulären Härte. Football fordert einen mental und körperlich“, weiß der 23-jährige Maurer. Laien erscheint das Geschehen mit den 22 Akteuren auf einem Fußballfeld zunächst als „wildes Geraufe“, doch die einzelnen Spielzüge sind taktisch ausgeklügelt. Immer besitzt jeder Spieler bestimmte Aufgaben. Jäger: „Wenn ich meinen Job als Cornerback nicht erfülle, klappt das Vorhaben des gesamten Teams nicht. Dazu braucht es viel Kommunikation, insbesondere bei uns in der Defensive, und hartes Training.“ Football empfindet er als ehrlichen Sport, bei dem sich fleißiges, stetiges Einüben der Wettkampfsituationen meist auszahle.

Das hat auch Alix Lieber schon gespürt, obwohl der 14-Jährige ein absoluter Newcomer war. „Ein Freund machte mich drauf aufmerksam und nahm mich letztes Jahr einfach mal zum Training mit. Dort wurden mir die Regeln allerdings gleich gut erklärt“, berichtet der Schüler der Waldschule. „Die mehreren Coaches legen viel Wert auf Koordination und bieten sehr abwechslungsreiche Übungen an.“ Im Moment finden die zwei Trainings pro Woche zwar nur online statt, aber der Hehlrather ist schon Feuer und Flamme, sich demnächst in einer Partie der Jugend-NRW-Liga auszupowern und das Vereinsleben mit rund 400 Menschen (inklusive Cheerleadern) noch näher kennenzulernen.

Jäger und Lieber betonen beide den extrem ausgeprägten Zusammenhalt in ihren Mannschaften. „Hier wird jeder gebraucht. Man kann groß oder klein sein, schwer oder leicht, schnell oder langsam – im Football gibt’s für jeden eine passende Position“, schildert der Vampires-Vorsitzende Gerrit Ervig. Weil in der Studentenstadt Aachen immer viele Neulinge zum Testen vorbeischauen, verfügt der Klub über Leih-Ausrüstungen für Probetrainings (Anmeldungen via Facebook, Instagram). „Das ist definitiv besser, als euphorisch ab 350 € für Helm und Schutz aus eigener Tasche zu investieren, und dann zu merken, dass es doch eine Art von Vollkontakt-Sport ist, die man nicht gewohnt ist“, sagt Jäger zwinkernd. Speziell die Zeit um den Super Bowl lockt regelmäßig Interessenten an.

Natürlich haben auch die beiden Eschweiler Footballer eine schlaflose Nacht vor sich. In der 55. Auflage des großen Spiels, das zugleich für seine Halbzeitshow berühmt ist, begegnen sich Kansas City und Tampa Bay. „Der aktuell stärkste Quarterback Patrick Mahomes (Kansas) gegen Tom Brady, den Besten aller Zeiten. Das könnte ein Super Bowl sein, an den man lange zurückdenkt“, freut sich Jäger wie sein jüngerer Vereinskollege auf das Match.

Verrückte Fakten
Die Amerikaner konsumieren am Super Bowl-Sonntag 14000 Tonnen Chips, 4000 Tonnen Popcorn, 1,3 Milliarden Chicken Wings, 3,6 Millionen Kilo Guacamole-Dip und 120 Millionen Liter Bier. Pizza-Lieferdienste machen ein Drittel des Jahresumsatzes an diesem einen Tag. Ein 30-Sekunden-Werbespot im US-Fernsehen kostet 5 Millionen Dollar. 680 Millionen Liter Wasser werden während der Halbzeit die Toilette runtergespült. Das ist in etwa die Menge, die die Niagarafälle in drei Minuten hinunterrauscht. Am Tag danach werden in den USA 20% mehr Kopfschmerztabletten verkauft und es melden sich rund 6% mehr Amerikaner krank als an allen anderen Montagen (Schnitt-Werte der letzten Jahre).

Tim Schmitz