31.08.2021
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Pressemitteilung

Der ADAC zu Tempo 30 in Städten

Ein generelles Tempolimit von 30 km/h in Städten hält der ADAC nicht immer für sinnvoll. Das begründen sie in der folgenden Pressemitteilung.

Bereits heute ist die große Mehrheit der städtischen Straßen auf 30 km/h (Tempo 30-Zone) begrenzt. Tempo 30 in Wohngebieten, Nebenstraßen, vor Schulen, Kindergärten oder Altenheimen, dort wo besondere Unfallgefahr herrscht, halten wir für sinnvoll. Dort gilt aber in den meisten Fällen schon jetzt Tempo 30.

Generell Tempo 30 in der Stadt kann dazu führen, dass Hauptverkehrsachsen ihre Bündelungsfunktion verlieren. Weil Autofahrer dort keinen Zeitvorteil mehr haben, weichen sie möglicherweise auf Nebenstraßen und Wohngebiete aus, um direkter und schneller ans Ziel zu kommen. In dem Fall würde in solchen, dann stärker befahrenen Bereichen die Unfallgefahr steigen.

Zu sagen, Tempo 30 trägt grundsätzlich immer zu einer Verbesserung der Luftqualität bei, ist so pauschal nicht richtig. Es kommt immer auf die Gegebenheiten vor Ort. Deshalb ist eine Einzelfallbetrachtung notwendig. Entscheidend ist, ob der Verkehr flüssig läuft. Aus unserer Sicht ist daher eine koordinierte, intelligente Ampelschaltung, das wirksamere Mittel.

Tempo 30 führt nach unseren Messungen zu keiner nennenswerten Änderung der Schadstoff- und Kohlendioxid-Emissionen auf Hauptverkehrsstraßen. Das haben Rollenprüfstandsfahrten im ADAC Technikzentrum Landsberg ergeben. Wesentlich für den Schadstoffausstoß ist hingegen vielmehr, wie schadstoffarm die Fahrzeuge selbst sind.
An Knotenpunkten, Kreuzungsbereichen und Einmündungen, dort, wo die große Mehrheit aller städtischen Unfälle passieren, spielen hohe Fahrgeschwindigkeiten nur eine nachgeordnete Rolle. Hier verlangsamt sich der Verkehr schon jetzt deutlich.

Auch auf den straßengebundenen ÖPNV, auf Busse und Bahnen, die sich mit anderen Verkehrsträgern die Fläche teilen, würde sich Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit negativ auswirken: Durch verlängerte Fahr- und Umlaufzeiten entstehen zusätzlicher Fahrzeug- und Fahrerbedarf und damit auch höhere Kosten für den Betrieb.

Der Verkehrslärm von Fahrzeugen lässt sich auf zwei Quellen zurückführen, auf das Geräusch des Motors und der Reifen. Das Reifengeräusch erreicht erst bei einer Geschwindigkeit von mehr als 50 km/h eine Lautstärke, bei der es das Motorengeräusch auf signifikante Weise übertönt. Im Stadtverkehr sind deshalb vor allem hohe Drehzahlen für den Lärm verantwortlich. Diese können durch Tempo 30 aber kaum verhindert werden, weil hohe Drehzahlen gerade in niedrigen Gängen erreicht werden. Messungen aus Berlin sehen den Lärmunterschied zwischen Tempo 30 und Tempo 50 bei etwa zwei Dezibel. Lärmunterschiede in dieser Größenordnung werden in der Praxis vom menschlichen Gehör nicht wahrgenommen.

Redaktion

 

Tempo-30-Zone: Welche Vorschriften gelten in einer 30er-Zone? Mehr dazu auf: bussgeldkataloge.de.