16.09.2021
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Erste Bilanz des Katastropheneinsatzes dem Rat vorgelegt

Die erste Sitzung des Eschweiler Stadtrates nach der Sommerpause fand nach anderthalb Jahren wieder im Ratssaal statt und stand vollkommen unter dem Eindruck der Flut-Ereignisse von Mitte Juli. Die Hochwasserkatastrophe hat Eschweiler in fast allen Bereichen des täglichen Lebens und auch die Welt der politischen Entscheidungsträger und der Stadtverwaltung wohl mehr verändert, als dies wohl überhaupt schon abzusehen ist.

Seitens der Stadtverwaltung wurde der Rat in einer sehr umfangreichen Präsentation über die Vorgänge, Zeitabläufe und Entscheidungskriterien in den Katastrophentagen in Kenntnis gesetzt. Dabei stand an erster Stelle die Zusammenfassung des Einsatzes der Feuerwehr Eschweiler, des THW und der anderen Hilfsorganisationen durch den Leiter der Eschweiler Feuerwehr, Oberbrandrat Axel Johnen.

Die Einsätze
Johnen informierte, dass bereits am 13. Juli erste Gespräche in Sachen Starkregen und möglichen Hochwasserlagen auf Städteregionsebene stattgefunden hätten. Schon zu diesem Zeitpunkt deutete sich an, dass die Wettervorhersagen und -warnungen seitens des Deutschen Wetterdienstes nicht spezifisch genau genug waren, um hier eindeutige Gefahrengebiete besser eingrenzen zu können. Die Sandsackvorräte wurden überprüft und aufgestockt.

Am frühen Mittwochmorgen kamen erste Hinweise aus Stolberg, dass die Pegel von Inde und Vicht deutlich steigen würden. Ein Einsatzstab wurde gebildet und der „Einsatz Hochwasser“ begann offiziell um 04:56 Uhr mit dem kompletten Wachalarm. Um 06:30 wurde der „Stab außergewöhnliche Ereignisse“ (SAE) eingesetzt. Ab diesem Zeitpunkt wurden alle Brücken kontrolliert, die Bevölkerung nach dem Hochwasseralarmplan gewarnt, Sandsäcke gefüllt und verteilt. Lautsprecher- und Telefonwarnungen gab es in den Bereichen Innenstadt (Uferstraße, Neustraße, Grabenstraße, Englerthstraße), Eschweiler-West (Gutenbergstraße) und Weisweiler (Bereiche Auf dem Driesch, Im Eichelkamp, Rolf-Hackenbroich-Straße, Lindenallee, Franz-Gessen-Straße).

Im Verlauf des Mittwochs gab es dann sehr viele Einsätze, die Schwerpunkte waren die Fischteiche in Bohl, ein vom Hochwasser unabhängiger Gaseinsatz in der Aachener Straße, eine ESW-Baugrube mit Öl, ein drohender Deichbruch „Auf dem Driesch“, das Krankenhaus Eschweiler (Maßnahmen Wasser), mehrere PKW mit Personen in Wasser und Personen in Not. Am späteren Abend wurde klar, dass das Hospital evakuiert werden musste. Das konnte aber nicht mehr in der Nacht passieren, sodass eine mobile Notstromversorgung aufgebaut werden musste. Erst am nächsten Tag, als das Krankenhaus wieder für Fahrzeuge anfahrbar war, konnte mit mehr als 40 Rettungswagen aus ganz NRW und dann auch durch den Einsatz von Hubschraubern das Hospital evakuiert werden.

Der Katastrophenfall wurde seitens der StädteRegion am Donnerstag um 00:49 Uhr ausgerufen. Die wichtigsten Einsatzaufgaben für die Feuerwehr, das THW und die anderen Hilfsorganisationen am 15. Juli war neben der Evakuierung des Hospitals die Rettung von Menschen aus überfluteten Bereichen, die Räumung von zwei Altenheimen, das Abpumpen von Wasser aus Trafostationen und das Angehen der vielfältigen Bedrohung durch auslaufendes Öl.

Die Ausführungen Johnens wurden durch Bürgermeisterin Nadine Leonhardt, Ordnungsamtsleiter Michael Effenberg und dem Technischen Beigeordneten Hermann Gödde ergänzt. Der Zusammenhalt und die unglaubliche Hilfsbereitschaft von verschiedensten Akteuren wurden in der Ratssitzung seitens der Politik und der Verwaltung immer wieder gelobt und hervorgehoben. Darüber hinaus gab die stellvertretende Leiterin der Kämmerei, Bettina Merx, einen ersten Überblick über die bisher geleisteten Hilfszahlungen. 

Nachhaltige Folgen
Die ausführlichen Berichte von Axel Johnen und der Verwaltung machten in Ansätzen zeigten, was in diesen Tagen und auch weit darüber hinaus von den eingesetzten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geleistet wurde. Allen im Ratssaal wurde deutlich, dass die Ereignisse vom 14. Und 15. Juli die Stadt Eschweiler nachhaltig verändert haben und auch für die nächsten Jahre beeinflussen. Stadtplanung muss in praktisch jeder Hinsicht neu gedacht werden.

Michael Uhr

 

EINSATZBILANZ FEUERWEHR ESCHWEILER:

- 4.057 Einsatzstellen Wasser wurden abgearbeitet

- Über 2.000 Einsatzkräfte von Feuerwehr und THW aus ganz Deutschland in Eschweiler im Einsatz (davon in der Spitze 650 zeitgleich) zuzüglich Hilfsorganisationen

- keine schwerer verletzten Einsatzkräfte, lediglich einzelne leichtere Verletzungen, unter anderem ein angefahrener Feuerwehrmann in einer abgesperrten Einsatzstelle

- Drei Feuerwehrfahrzeuge mit Totalschaden, zahlreiche weitere Schäden an Einsatzfahrzeugen und Geräten

 

KRÄFTE UND HELFER:

Zahlreiche Eschweilerinnen und Eschweiler:

private Helferinnen und Helfer, Ortsbauernschaft, Containerdienste, Entsorger, Garten- und Landschaftsbauer, Tiefbauunternehmen, sonstige Eschweiler Unternehmen, bundesweite Unterstützung unzähliger Freiwilligengruppen, 

 

Unternehmen, Feuerwehren, THW und Hilfsorganisationen aus:

Aachen, Aldenhoven, Alsdorf, Anröchte, Arnsberg, Bad Sassendorf, Baesweiler, Bocholt Borken, Bosau, Coesfeld, Dortmund, Düren, Emden, Essen, Geseke, Hamm, Heinsberg, Herzogenrath, Holzminden, Krefeld, Kreuzau, Langerwehe, Lemgo, Lippetal, Lippstadt, Möhnesee, Monschau, Mühlheim an der Ruhr, Münster, Nörvenich, Oelde, Rüthen, Siegburg, Siegen, Simmerath, Soest, Stade, Velbert, Vettweiß, Viersen, Warendorf, Warstein, Werl, Wickede, Würselen

 

HILFSZAHLUNGEN:

„Soforthilfe der Stadt Eschweiler“ (bis 31.08.2021):

- Spenden auf das Spendenkonto: 1.493.452,55 Euro

- Zuweisung Soforthilfe StädteRegion: 687.500,00 Euro

- Stand Spendenkonto insgesamt (14.09.2021): 2.180.952,55 Euro

- Auszahlungen insgesamt: 1.924.500,00 Euro

- Anträge insgesamt: 1.374

- Bewilligte Anträge: 1.283

- Abgelehnte Anträge: 91

 

Soforthilfe des Landes NRW für Privatpersonen (bis 31.08.2021):

- Auszahlungen insgesamt: 4.862.000,00 Euro

- Anträge insgesamt: 2.501

- Bewilligte Anträge: 2.258

- Abgelehnte Anträge: 243

 

Soforthilfe des Landes NRW für Unternehmen (bis 31.08.2021):

- Auszahlungen insgesamt: 1.740.000,00 Euro

- Anträge insgesamt: 419

- Bewilligte Anträge: 348

- Abgelehnte Anträge: 71