11.05.2021
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Neue Eissporthalle in Eschweiler?

Der Abbruch der Eishalle bewegt ziemlich viele Eschweiler. Erinnerungen wurden lebendig ans Freizeitvergnügen Eislaufen, die Eisdisco oder die legendären Momente mit den Eishockeycracks der Eschweiler Grizzlies. Diese schafften es 1994 bis in die 2. Liga und empfingen Gegner aus halb Deutschland. In keiner anderen der großen Mannschaftssportarten war Eschweiler jemals so hoch vertreten. 2008 fand das letzte Spiel an der August-Thyssen-Straße statt. Dann zog der Verein in die Aachener Eishalle um, wo sich eine vergleichbare Atmosphäre nie einstellte. 2012 folgte die Trennung in einen neuen Aachener Klub und in den Verein „EHC Eschweiler, Die Grizzlies´ e.V.“.

Der existiert weiterhin „auf dem Papier“ und aus einem Drei-Mann-Vorstand. Der Klub formuliert als einzige bekannte Institution offen Pläne für eine neue Eschweiler Eishalle, die eine Multifunktionshalle sein soll. Grizzlies-Vorsitzender Guido Hamacher: „Zuerst muss der Verein wachsen. Wir sind dankbar für jede Unterstützung von neuen Mitgliedern und Geschäftsleuten. Zu dritt ist vieles nicht drin. Das Konzept steht aber.“ Es sieht eine Eisfläche vor und darüber eine Tragluft-Dachkonstruktion, also eine luftdichte und elastische Hülle. Um diese aufrecht zu erhalten, kommt dauerhaft ein Gebläse zum Einsatz. Hamacher: „So eine Traglufthalle ist wieder vollständig abbaubar. Wir haben mit Duol Traglufthallen und AST Eissport- und Solaranlagenbau Firmen, die einen guten Teil der Finanzierung übernehmen würden. Die Stadt Eschweiler weiß, dass wir unser Vorhaben umsetzen könnten. Was wir von der Stadt brauchen, ist ein entsprechend großes Gelände. Aber von der kommt nichts, sie nimmt uns nicht ernst.“

Diesen auch auf Facebook veröffentlichten Vorwurf weist die Verwaltung zurück. „Es gab vor einigen Jahren eine Präsentation bei den im Stadtrat vertretenen Fraktionen. Es liegen weder aktuelle Konzepte noch Bauanträge vor. Details zur möglichen Umsetzung und Finanzierung sind also völlig unklar“, sagt Stadtsprecher René Costantini. Auf Filmpost-Nachfrage bestätigen die von Hamacher benannten Unternehmen, dass sie den Grizzlies in der Vergangenheit ein Angebot unterbreitet haben, zeigen sich jedoch nicht in vielversprechender Geberlaune. Duols Deutschland-Geschäftsführer Peter Aigner: „Eishockey-Traglufthallen installierten wir im Ausland bereits erfolgreich. In Deutschland wäre Eschweiler ein Modellstandort. Deswegen ist ein finanzielles Entgegenkommen zwar denkbar, wir sind aber bislang nicht mal über ein Angebot hinaus. Daher gab es da keine Zusagen.“ AST-Vertriebsleiter Hannes Schretter formuliert es ähnlich: „Der kleine Grizzlies-Vorstand ist die Sache mit großem Elan angegangen. Es gab Planspiele, auch zur Finanzierung, aber zu konkreten Details sind wir nicht gekommen.“ Dass Hamacher eine schriftliche Vereinbarung über eine finanzielle Beteiligung aus dem Jahr 2012 vorliege, schwächt Schretter ab: „Das ist nicht auszuschließen, jedoch kann das Papier nach neun Jahren, noch dazu bei der Preisentwicklung, nicht mehr gültig sein. Der letzte Kontakt zu den Grizzlies war 2017.“

Zu jener Zeit wandte sich auch die Fördergesellschaft Eissuite (auch bekannt als „Eissport Deutschland“) mit optimistischen Ankündigungen zu einem Eishallenneubau an die Öffentlichkeit, gab das Projekt Eschweiler allerdings inzwischen auf. Eissuite-Chef Ralf Herrmann: „Die Stadt wollte erst Garantien zur Finanzierung, wir aber zunächst die Zusage für ein Gratis-Grundstück, um mit der Finanzierung starten zu können. Deshalb herrschte Stillstand und wir zogen uns zurück.“ Dazu und auch zum aktuellen Vorstoß der Grizzlies stellt die Verwaltung durch ihren Sprecher Costantini klar: „Wir können keine Grundstücke verschenken. Falls wir welche zu veräußern haben und es tatsächlich Investoren für eine neue Eishalle gibt, die auf uns zukommen, sind wir immer offen für einen Dialog.“

Ein Neubau dürfte in jedem Fall günstiger sein als die mit mehreren Millionen angesetzte Kernsanierung der alten Eishalle. Die Kosten für eine Eisfläche bewegen sich bei 650.000 € plus 120.000 € für Eispflegegeräte. Eine Traglufthalle ist ab 500.000 € zu erwerben. Hinzu kommt die komplette Innenausstattung wie Umkleiden, Toiletten und gegebenenfalls Tribünen. Vielleicht sind auch günstigere Realisierungen möglich. So wurde beispielsweise in Basel eine Eisfläche in einer leerstehenden Industriehalle installiert.

Tim Schmitz