12.10.2021
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Raststätten teurer als Autohöfe: Große Preisunterschiede in NRW

Wer während einer Reise direkt an der Autobahn Essen, Einkaufen oder Tanken gehen möchte, der muss an Raststätten deutlich mehr Geld ausgeben als an Autohöfen – auch in Nordrhein-Westfalen. Das hat der ADAC in einem deutschlandweiten Preisvergleich auf je 35 Raststätten und Autohöfen herausgefunden, die als Pärchen jeweils maximal 20 Kilometer auseinander liegen. „Mit Blick auf die Kosten ist es nicht egal, wo man eine Pause macht, denn die Preisunterschiede zwischen Autobahn-Raststätten und Autohöfen sind oft riesig“, sagt Prof. Roman Suthold, Verkehrsexperte beim ADAC in NRW. Besonders beim Restaurantbesuch und bei den Spritpreisen gab es große Unterschiede.

Den bundesweit größten Preisunterschied beim Tanken gab es laut ADAC Vergleich in Nordrhein-Westfalen: An der Raststätte Ville West auf der A1 zwischen Köln und Euskirchen kostete der Liter Diesel im Erhebungszeitraum im Durchschnitt 34 Cent mehr als am zehn Kilometer entfernten Autohof Frechen, der Liter Super E10 sogar 39 Cent mehr. Beim Wasser war der Unterschied im bundesweiten Vergleich hier am zweitgrößten. Für den halben Liter verlangte die Raststätte 1,24 Euro (165 Prozent) mehr als der Autohof. Im Test war das Wasser in Frechen mit einem Preis von 75 Cent deutschlandweit sogar am günstigsten.

Neben Ville West und Frechen verglich der ADAC in NRW die Raststätte Rhynern Nord mit dem Autohof Lippetal Euro Rastpark (A2 Hannover - Dortmund) und die Raststätte Tecklenburger Land West mit dem Autohof Osnabrück-Hafen (A1 Bremen - Münster), kurz hinter der Grenze zu Niedersachsen. Bei Letzterem gab es das bundesweit günstigste belegte Brötchen (1,69 Euro) und das günstigste Schnitzel (5,20 Euro) im Rahmen der Untersuchung. Der Preisunterschied zur Raststätte zehn Kilometer weiter fiel mit 2,30 Euro mehr für das Brötchen und 6,79 Euro mehr für das Schnitzel deutschlandweit bei den Pärchen am deutlichsten aus. „Einkaufen und essen gehen hat sowohl an Raststätten als auch an Autohöfen seinen Preis. Autohöfe sind im Durchschnitt aber erheblich günstiger. Noch mehr sparen können Reisende natürlich, wenn sie sich vorher selbst um die Verpflegung für die Fahrt kümmern oder für eine Pause einen Ort in Autobahnnähe ansteuern“, sagt der ADAC-Experte.

Auch zwischen der Raststätte Rhynern Nord und dem 16 Kilometer entfernten Autohof Lippetal Euro Rastpark geht die Preisspanne bei Essen, Trinken und Tanken weit auseinander. Wasser, Cola oder auch ein belegtes Brötchen kosteten an der Raststätte zwischen 25 und 34 Prozent mehr, Sprit ca. 20 Prozent mehr. Das Schnitzel war hingegen an der Raststätte 26 Prozent günstiger als am Autohof.

14 Produkte untersuchte der Mobilitätsclub zwischen dem 8. und 23. Juli 2021, 13 davon waren am Autohof günstiger. Für einen halben Liter Wasser mussten Autofahrer an den Raststätten durchschnittlich 2,15 Euro bezahlen, an den Autohöfen nur 1,42 Euro. Der Preis für das günstigste belegte Brötchen lag an Raststätten im Schnitt bei 4,05 Euro gegenüber 2,97 Euro an Autohöfen. Einzig das vegetarische Hauptgericht kostete an Autohöfen im Schnitt etwas mehr. Allerdings: Knapp die Hälfte der 70 untersuchten Anlagen bot gar kein vegetarisches Hauptgericht an.

Einen großen Preisunterschied machte der ADAC bei den Spritpreisen aus. Die Tankstellen auf den Raststätten verlangten für einen Liter Diesel durchschnittlich 25 Cent mehr als die Autohöfe, bei Super E10 waren es sogar 26 Cent. „Wer sparen will, tankt vor Reisebeginn in der Stadt und nicht erst kurz vor oder auf der Autobahn“, rät Verkehrsexperte Suthold. „Wenn während der Reise getankt werden muss, dann lohnt es sich, den Autohof statt die Raststätte anzusteuern. Die Tankstellen auf den Autohöfen haben meistens ein ähnliches Preisniveau wie die Tankstelle im nächsten Ort.“

Der Gang zur Toilette kostete auf fast allen Raststätten 70 Cent, im Gegenzug erhielt man einen Wertgutschein von 50 Cent, der auch für den Einkauf in anderen Raststätten gültig ist. An fast der Hälfte der Autohöfe (46 Prozent) war die WC-Benutzung kostenlos. Wo der Toilettengang doch etwas kostete, zahlten Rastende zwischen 50 Cent und einem Euro. Auch hier bekam der Nutzer einen Wertbon zurück. Der Haken: Der Bon war häufig nur im jeweiligen Autohof einlösbar.

Für den Vergleich hat der ADAC 35 Paare aus Raststätten und Autohöfen im Abstand von höchstens 20 Kilometern gebildet. Zu jedem gehörten ein Restaurant, eine Tankstelle, ein Shop und eine Toilettenanlage. Auf jeder Anlage betrachtete der Mobilitätsclub die Preise eines vorab festgelegten Warenkorbs unter anderem mit einem Schnitzel Wiener Art, einem vegetarischen Nudelgericht sowie einem Cappuccino aus dem Restaurant. Hinzu kamen (Baby-)Feuchttücher, Desinfektionsmittel, Scheibenreinigungsmittel, Snacks und Getränke, die im Shop der Raststätte bzw. dem Autohof erhoben wurden. Außerdem erfasste die Untersuchung die Preise für eine WC-Benutzung. Die Spritpreise wurden über die Markttransparenzstelle abgefragt.

Redaktion