21.11.2022
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50 Jahre Dialyse im St.-Antonius-Hospital Eschweiler

Außergewöhnlich war es schon, als das St.-Antonius-Hospital (SAH) 1972 den Auftrag erhielt, neben dem Uniklinikum Aachen (damals noch in der Goethestraße) ein zweites Dialysezentrum für die Region zu errichten. „Vor 50 Jahren waren Dialysebetten eine knappe Ressource. In den Anfangstagen gab es gerade mal vier Behandlungsplätze im SAH. Der technische Aufwand war viel höher und die Behandlungen dauerten mit zehn bis zwölf Stunden pro Sitzung fast doppelt so lang wie heute“, so Privat-Dozent Dr. Rolf Dario Frank, Sektionsleiter Nephrologie und Dialyse der Klinik für Innere Medizin im SAH. Dr. Frank ist seit Oktober 2006 im Haus. Zu seinem Team gehören zwei weitere Nephrologen und 15 Mitarbeiter in der Pflege, die einen Rund-um-die-Uhr-Service, auch nachts und an den Wochenenden bereithalten. „Neben dem Klinikum sind wir auch überregional die einzige Krankenhausdialyse, also eine eigene Krankenhausabteilung und keine angegliederte Dialysepraxis. Wir haben Patienten, die schon seit 20 Jahren regelmäßig von uns versorgt werden. Die meisten kommen dreimal pro Woche für etwa vier bis fünf Stunden zu uns. Unser ältester Patient ist stolze 97 Jahre alt.“

Der technische Fortschritt in der Hämodialyse ist in den vergangenen 20 bis 25 Jahren überschaubar geblieben. Die Maschinen sind insgesamt ausgereifter und bedienerfreundlicher geworden. „Der vielzitierte Klimawandel wird auch zunehmend in der Dialyse wahrgenommen, Stichwort ‚Green Dialysis‘. Derzeit gibt es Bestrebungen, die „Klimaschädlichkeit“ zu begrenzen, denn jede Behandlung erfordert eine Unmenge an Ressourcen. Für eine Behandlung etwa werden rund 150 Liter Wasser eingesetzt. Aber auch Strom und medizinische Verbrauchsmaterialien schlagen zu Buche. Blutführende Systeme in den Geräten bestehen aus hochwertigen Kunststoffen, die sich leider nicht einfach sterilisieren und wiederverwenden lassen. Daher entsteht auch viel Abfall und Recycling ist nur bedingt möglich.“

Bei der Hämodialyse, dem Standardverfahren, wird das Blut außerhalb des Körpers gereinigt. Über einen Gefäßzugang wird das Blut in das Dialysegerät und von dort wieder zurück in den Körper geleitet. Rund 80.000 Menschen sind in Deutschland dauerhaft darauf angewiesen. Dies bedeutet dreimal pro Woche zur Blutwäsche in die Klinik oder zum Arzt. Wenn die eigenen Entgiftungsorgane nicht mehr funktionieren, bietet sich alternativ eine transplantierte Spenderniere an. Allerdings ist die Organspendebereitschaft hierzulande rückläufig und die Wartelisten entsprechend lang. Es gibt mit der Heimhämodialyse und der Bauchfelldialyse zwei weitere Verfahren, die zuhause durchgeführt werden können. Letztere funktioniert mit einem in die Bauchhöhle implantierten Katheter. Sie sind zwar für einen Teil der Patienten geeignet, erfordern allerdings viel Eigenverantwortung, Sorgfalt und Disziplin.

„Heimdialyseverfahren spielen eine Rolle, werden aber noch zu wenig genutzt. Vereinfachte Systeme gibt es schon, sie haben sich aber noch nicht durchgesetzt“, so Dr. Frank. „Erste tragbare Dialysegeräte, sogenannte Dialysewesten, wurden schon vor zehn Jahren vorgestellt. Aktuell arbeitet die Forschung verstärkt in Richtung implantierbarer, künstlicher Nieren.“

Redaktion