27.06.2022
1 Foto

Bürgermeisterin: „Guter Moment für Pop-up-Stores gegen den Leerstand“

Pop-up-Stores sind mittlerweile auch in Deutschland der Hit. Das Konzept des kurzfristigen und provisorischen Einzelhandels, der vorübergehend in leerstehenden Geschäftsräumen betrieben wird: „Was heute noch in einem Ladenlokal angeboten wird, kann in der nächsten Woche schon für andere Produkte und Dienstleistungen weichen.“

Es ist ein Konzept, welches vor allem deswegen vermehrt umgesetzt wird, weil alle Innenstädte damit zu kämpfen haben, dass der persönliche Einzelhandel unter dem Online-Shopping leidet, verstärkt durch die Pandemie. Selbst große Unternehmen freuen sich auf Pop-up-Stores, um dort einzelne neue oder spezielle Modelle und Waren zu präsentieren und anzubieten. 

Ist das Prinzip auf Eschweiler übertragbar? Bürgermeisterin Nadine Leonhardt findet ja. Sie wartet zwar noch gespannt auf die Ergebnisse und Handlungsempfehlungen der Entwicklungsagentur „Drees & Sommer“, die auf ein Gesamtkonzept für die Stärkung der Innenstadt abzielen, aber Pop-up-Stores böten laut der Bürgermeisterin die Chance, gerade die jüngeren Altersgruppen wieder verstärkt anzuziehen.

„Das bringt Eschweiler nach vorne!“, ist Leonhardt überzeugt. Nachdem sie im Wahlkampf 2020 mit der Attraktivierung der Innenstadt warb, sorgte die Flut für eine Schneise der Zerstörung und für andere Prioritäten. „Bei all den Wiederaufbau-Arbeiten, die noch anstehen, ist jetzt ein guter Moment, um das Konzept der Pop-up-Stores anzupacken“, so die Bürgermeisterin.

Über 200 Ladenlokale säumen die Graben-, Marien-, Neu- und Englerthstraße. In 60 % von ihnen haben Geschäfte geöffnet, während einige Lokale noch wiederaufgebaut werden, um bald zurückzukehren. Trotzdem ist das Potential vorhanden, den dann restlichen Leerstand zu reduzieren.

Ein City Outlet mit Dauertiefpreisen – wie in Stolberg geplant – hält die Bürgermeisterin in Eschweiler derzeit für nicht praktikabel. Dies würde nur das Geschäft der bestehenden und bemühten Einzelhändler vermiesen. Geeigneter sei das Pop-up-store-Prinzip, bei dem ebenso temporäre Dienstleistung und Gastronomie denkbar sind. Im Sommer ein Eiscafé, über den Winter ein Kostümladen – auch das ist möglich.

Geldfrage?
Es ist eine Geldfrage, denn Pop-up-Stores bedeuten, dass die temporären Geschäfte das Ladenlokal zu vergünstigten Mieten nutzen können. In einigen Städten, in denen das Konzept umgesetzt wird, wird dies über städtische Gelder getragen, da es in Nordrhein-Westfalen kein direktes Förderprogramm für Pop-up-Stores gibt. Eschweiler ist nicht auf Rosen gebettet, die finanzielle Lage angespannt, sodass auf den ersten Blick fraglich ist, in welchem Umfang die Stadt solch ein Vorhaben umsetzen kann.

Doch im November 2020 wurde auch vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie ein Landes-Förderprogramm auf den Weg gebracht, um NRWs Innenstädte zu stärken. Von diesen Finanzmitteln wird zum Beispiel das Entwicklungskonzept von Drees & Sommer finanziert. Das Programm kann laut den Ausführungen des Landes mitunter dafür verwendet werden, dass Kommunen leerstehende Ladenlokale vorübergehend anmieten und diese nicht ausschließlich an Pop-up-Store-Betreiber, sondern grundsätzlich vergünstigt weitervermieten, um neue Nutzungsarten zu etablieren. Genau das, so die Bürgermeisterin, nimmt nun mit dem ersten Mietvertrag in der Neustraße konkrete Formen an. Nadine Leonhardt sieht das zwar als einen Schritt. Sie ist überzeugt, dass Pop-up-Stores auch für Eschweiler eine Bereicherung sind und diese das Einkaufsleben an der Inde positiv weiterentwickeln können.

Manuel Hauck