20.05.2022
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Das sagt die Stadt zu den neuen und konkreteren Plänen rund ums Rathaus

Wenn es dabei bleibt, dann muss man sich erst einmal daran gewöhnen, dass es nun nicht mehr „Rathausquartier“ sondern „Marktquartier“ heißt. Fakt ist, dass seit 2017 – als das leerstehende City-Center abgerissen wurde – mitten im Zentrum eine Brache das Stadtbild von Eschweiler prägt.

Dass sich dies bald ändert, gilt deswegen als wahrscheinlich, da nach zähem politischem Ringen und Klageverfahren zum alten Vorhaben am 2. Juni das neue Bebauungsplanverfahren beginnen kann. Dann tagt der Planungs-, Umwelt- und Bauausschuss des Stadtrats, um den konkreten Ausarbeitungen von Ten Brinke, die im Auftrag der Investoren Pieroth und Schumacher die Planungen entwickeln, grünes Licht zu geben.

Zwischenzeitlich waren zwar neue Alternativpläne seitens zweier Politiker und eines Architekten in Umlauf. Sie können jedoch als Nebelkerze gelten, denn sie hatten für das weitere Vorgehen keine Relevanz. Der Grund: Die Investoren und Planer befanden sich gemeinsam mit der Stadtverwaltung mitten in den Vorbereitungen, um die Detailplanung zur politischen Abstimmung vorzulegen. Die Stadt schlägt der Politik nun einen Aufstellungsbeschluss vor. Dieser dient dazu, das Bebauungsplanverfahren einzuleiten, an das sich die Beteiligung von Öffentlichkeit und Bürger:innen anschließt. Mit einer umfangreichen Begründung zum Bebauungsplan bezieht die Stadt Stellung zu den neuen Detail-Plänen von Ten Brinke, die auf einer Fläche von 3,85 Hektar umgesetzt werden sollen. Auf diese Weise vertritt die Verwaltung die städtischen Interessen bei dem Areal, das sich mit überwiegender Mehrheit in privatem Eigentum befindet.

Übergeordnete Ziele der Stadt
Als grundsätzliches übergeordnetes Ziel sieht die Verwaltung die städtebauliche Entwicklung im Zentrum, die sich durch eine Mischung aus Wohnen, Handel, Gastronomie, Nahversorgung, Freizeitnutzung, Kultureinrichtungen und Dienstleistungen kennzeichnet. Aufgrund der steigenden Nachfrage nach Wohnraum soll diesem rund um das Rathaus durch ein entsprechendes Angebot begegnet werden. Das Einzelhandelsangebot soll das bestehende in der Innenstadt ergänzen, während die Stadt insbesondere im Lebensmittelbereich zusätzlichen Bedarf sieht. Darüber hinaus hat die Verwaltung das Interesse daran, dass, angelehnt an die Faktor-X-Bauweise, ein ressourceneffizientes und nachhaltiges Quartier entsteht.

Wollenweberstraße
Auf der westlichen Seite des Areals, die näher zur bestehenden Einkaufszone liegt, soll laut der Stadt „Wohnen“ nicht im Fokus stehen. Hier plant Ten Brinke, Lebensmittelfachmärkte, Gastronomie und eine Apotheke unterzubringen. Die Obergeschosse bieten Platz für die Volkshochschule und weitere Büroeinheiten. Die Höhe dieses Gebäudekomplexes orientiert sich dabei an den gegenüberliegenden Teil der Wollenweberstraße und wird von der Stadt als städtebaulich vertretbar eingeordnet. Eine Tiefgarage wird in diesem Bereich angelegt. Zudem ist ebenso ein überirdischer Parkplatz auf der Höhe der Einmündung zum Markt vorgesehen. Hier bezeichnet die Stadt eine Blickverbindung von Quartier zum Marktplatz, die nicht durch mehrgeschossige Bebauung verhindert wird, als wichtigen Aspekt. Dabei sollen Fußgänger:innen zu einem sogenannten „Quartiersplatz“ geführt werden, der sich an der nördlichen Seite des Rathauses befindet. Dort wird nach den aktuellen Planungen auch eine Kindertagesstätte und ein öffentlicher Kinderspielplatz errichtet.

Peilsgasse
Diese Wegeverbindung vom Markt setzt sich bis zur Peilsgasse fort, wo das Areal durch Wohnbebauung genutzt werden soll. In der unteren Hälfte, die an die Indestraße angrenzt, ist eine Anlage des betreuten beziehungsweise altersgerechten Wohnens mit vier Vollgeschossen geplant. Ebenfalls viergeschossig sollen im nördlichen Teil der Peilsgasse zwei L-förmige Wohngebäude errichtet werden, die um einen begrünten Innenhof angeordnet werden, auch einen Teil der Dürener Straße umfassen und eigene Stellplätze erhalten. Zudem ist in der Peilsgasse eine zweite Tiefgarage für den Bereich der Wohnnutzung geplant.

Dürener Straße
Neben den Gebäudekomplexen, die auch an die Peilsgasse angrenzen, ist in den Planungen eine weitere viergeschossige Häuserzeile auf der Dürener Straße enthalten. Diese ist, anders als die übrigen Baueinheiten, die mit Dachbegrünung und Photovoltaik-Anlagen ausgestattet sind, mit Satteldächern angelegt, die dem Charakter der bestehenden Häuser auf der Dürener Straße entsprechen. Alle neuen Bauten liegen etwas zurückgesetzt nicht direkt an der Straße. Zwischen ihnen und der Straße sollen weitere Stellplätze errichtet werden.

Grüne Dächer
Die Verwaltung erklärt, dass in urbanen Gebieten Flachdächer nur mit extensiver Begrünung zulässig sind. Neben der Verbesserung des Stadtklimas resultieren daraus weitere ökologische Folgen – zum Beispiel, dass Schadstoffe gefiltert und Heizenergien gespart werden. Gleichzeitig ist sie eine Schutzmaßnahme vor Hochwasser, denn durch die Dachbegrünung wird die Geschwindigkeit des Regenabflusses gesenkt.

Verlegung der Wollenweberstraße
Laut Stadt gibt es Überlegungen, die Wollenweberstraße im südlichen Teil ein Stück Richtung Osten zu verlegen. Zum einen könnten so die Parkplätze der Spielhalle auf die gegenüberliegende Straßenseite verlegt werden. Zum anderen sieht die Stadt darin den Vorteil, in diesem Bereich die städtebauliche Qualität zu erhöhen, sodass entsprechende Fördermittel für die Finanzierung dieser Umbaumaßnahme infrage kommen.

Manuel Hauck