02.09.2022
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Mehr Stau auf NRW-Autobahnen nach Ende des 9-Euro-Tickets

ADAC Auswertung

Nach Ablauf des 9-Euro-Tickets für den ÖPNV gab es auf den Autobahnen in Nordrhein-Westfalen am 1. September deutlich längere Staus. Zu diesem Ergebnis kommt der ADAC in NRW nach einer ersten Auswertung. Im Vergleich zum Mittwoch (31. August) nahm die Staulänge in NRW laut ADAC Verkehrsdatenbank um 27 Prozent zu und stieg von insgesamt 881 auf 1119 Kilometer. Auch zeitlich brauchten Berufspendler mehr Geduld: Die Staudauer lag mit 503 Stunden um knapp 21 Prozent über dem Wert des Vortags (417 Stunden). Im Vergleich zum vorherigen Donnerstag (25. August) stiegen die Staukilometer um 35 Prozent und die Staudauer um 34 Prozent.
 
„Natürlich haben viele Faktoren Einfluss auf die Stausituation in NRW, gerade Baustellen und Unfälle spielen eine große Rolle. Das 9-Euro-Ticket hat aber zumindest einige Berufspendler wieder in den ÖPNV gebracht“, sagt Prof. Dr. Roman Suthold vom ADAC Nordrhein. „Das Ticket hat gezeigt, welches Potential grundsätzlich im ÖPNV steckt, wenn der Tarif attraktiv und das Angebot unkompliziert und leicht verständlich ist. Diese Faktoren sollte auch ein Folgeangebot beinhalten.“
 
Der Mobilitätsexperte warnt aber davor, die Diskussion um eine Verbesserung des ÖPNVs nur auf den Ticketpreis zu reduzieren. „Damit der Erfolg keine Eintagsfliege bleibt, sondern der Umstieg vom Auto auf den ÖPNV im Berufsverkehr für mehr Menschen dauerhaft attraktiv ist, muss auch das Angebot besser werden. Weitere Investitionen in Taktverdichtung, Infrastrukturerneuerung und Ausbau, zusätzliche Fahrzeuge und mehr Digitalisierung sind dringend notwendig. Das geht nicht mit einem Ticketpreis von 9 Euro und auch die klammen Kommunen können das nicht alleine stemmen. Der Bund muss sich stärker beteiligen.“
 
In einer repräsentativen ADAC Umfrage vom August hatte knapp die Hälfte der befragten Autofahrer angegeben, mindestens in einem Monat ein 9-Euro-Ticket gekauft zu haben. Die meisten nutzten das günstige Ticket überwiegend für Freizeitfahrten (70 Prozent), ein Viertel aber auch für die Fahrt zur Arbeit. Eine klare Mehrheit (60 Prozent) befürwortete eine Fortsetzung des subventionierten Angebots.