20.06.2022
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Warum wird die Willi-Fährmann-Schule abgerissen und neugebaut?

Diese Frage stellt sich vor dem Hintergrund, dass viele andere von der Flut beschädigte Gebäude nicht abgerissen werden. Warum hat sich der Stadtrat einstimmig für den Komplettabriss und -Neubau entschieden, die dazu noch die teuerste Variante ist?

Nach statischen Analysen ist es durch das Hochwasser zu Schäden an der tragenden Gebäudestruktur der Willi-Fährmann-Schule gekommen. Die ersten Gebäudeteile der Schule wurden bereits in den 1960er-Jahren errichtet und das im Bereich des ehemaligen Flussbetts der Inde. Untersuchungen haben gezeigt, dass das Wasser während der Flut seinen einstigen Weg gesucht hat und der Boden unterirdisch massiv ausgespült wurde. Es kam zur Absenkung von Boden und Fundamenten. Die Tragfähigkeit der ersten Gebäudeteile wurde massiv beschädigt.

Es ist eine mehr als schwierige Ausgangslage, um die Willi-Fährmann-Schule im Rahmen des Wiederaufbauplans, der von Land und Bund finanziert wird, wieder in ihren ursprünglichen Zustand zu versetzen. Die Stadtverwaltung hatte dafür einen Projektsteuerer beauftragt, der drei Varianten gegenüberstellte: Die Komplettsanierung wurde mit 13,5 Millionen Euro kalkuliert, der Teilabriss und -Neubau mit Teilsanierung mit 14,0 Millionen Euro und der Komplettabriss und -Neubau mit 15,2 Millionen Euro. Diese drei Varianten standen nun im Stadtrat zur Debatte. Dass die Stadtverwaltung dabei die auf den ersten Blick teuerste Option bevorzugte, begründete sie unter anderem damit, dass bei den beiden Sanierungsvarianten von höheren Unterhaltskosten auszugehen ist als bei einem Neubau. Bei diesem ließe sich zum Beispiel eine wesentlich höhere Energieeffizienz erreichen. Darüber hinaus wäre das bautechnische Verfahren bei den Sanierungsoptionen aufwändiger und auch aus wirtschaftlicher Sicht mit höheren Risiken verbunden. „Es ist davon auszugehen, dass die geplanten Kosten- und Terminziele bei einem Neubauprojekt eher erreicht werden als bei einer Teil- oder Komplettsanierung“, so die Stadtverwaltung. Sie ergänzt, dass der Hochwasserschutz und die für die Willi-Fährmann-Schule wichtige Barrierefreiheit bei einem Neubau stärkere Berücksichtigung finden könnten. Zudem müsse so oder so die Gebäudetechnik an aktuellen gesetzlichen Anforderungen angepasst werden. Den größten Vorteil sieht die Stadt jedoch darin, dass sich der Neubau am pädagogischen Konzept ausrichten könnte und nicht wie bisher das pädagogische Konzept am Gebäude.

Ohne große Diskussionen stimmte der Stadtrat dem Vorschlag der Verwaltung – Komplettabriss und -Neubau – zu. Nun wird eine Arbeitsgruppe gegründet, bei der auch die Willi-Fährmann-Schule intensiv mit einbezogen werden soll.

Manuel Hauck