09.05.2022
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Wiederaufbaupläne: Komplettabriss der Willi-Fährmann-Schule und Rückkehr der Realschule

„Mit Schulen stehe ich auf und mit ihnen gehe ich schlafen“, schilderte Bürgermeisterin Nadine Leonhardt kürzlich ihren aktuellen Tagesablauf. Der Wiederaufbau ist eine Mammut-Aufgabe für die gesamte Stadt, sowohl für die öffentliche Verwaltung als auch für Privatpersonen. Die Stadt Eschweiler hat nun verraten, wie der derzeitige Planungsstand und die Terminabsichten von mehreren Schulkomplexen sind.

Schon bevor der Stadtrat im Februar dem Wiederaufbauplan zugestimmt hatte und dieser im April vom Land als Geldgeber genehmigt wurde, ist es das oberste Ziel, die Schüler:innen schnellstmöglich wieder an ihre gewohnten Schulstandorte zurückkehren zu lassen. Dem untergeordnet wird die zweite Priorität: Der zukunftsorientierte Aufbau nach dem aktuellen Stand von Technik und Gesetzen, der Nachhaltigkeit, Energieeffizienz, Barrierefreiheit und den Schutz vor Hochwasser und Starkregen berücksichtigt.

Dass der Baumarkt derzeit an Personal- und Materialknappheit leidet, ist dabei ein Problem, nicht nur für den zeitnahen Wiederaufbau. Die Stadt Eschweiler geht bei den Kostenrisiken davon aus, dass denkbare erhöhte Ausgaben ebenfalls durch das Land getragen werden. Nichtsdestotrotz hat die Stadt nun die Terminangaben konkretisiert, damit die Renovierungs- und Baumaßnahmen voranschreiten können. Der Wiederaufbauplan beinhaltet erst einmal die Kosten der vollständigen Renovierung. Erweist sich dies bei einem Projekt als unwirtschaftlich, kann ein Komplettabriss und -Neubau in Erwägung gezogen werden.

Realschule Patternhof
Die Kostenprognose der Renovierung belaufen sich auf 16,7 Millionen Euro. Die Bautrocknung ist nach Verzögerungen abgeschlossen. Aufgrund der defekten Stromversorgung mussten im Winter als Heizungsanlage Provisorien errichtet werden. Durch Vandalismus war dies mehrfach notwendig. Entgegen den ersten Untersuchungen ist auch das Erd- und Obergeschoss massiv von der Flut beschädigt. Das gesamte Trinkwassernetz und die EDV-Verkabelung müssen in der Realschule saniert werden. Der Terminplan: Bevor der vollständige Schulbetrieb am Patternhof wieder starten kann, wird der Teilbezug zum Schuljahresbeginn 2023/24 beabsichtigt. Für die noch nicht fertiggestellten Schulteile soll ein temporärer Ersatz-Containerbau auf dem Drieschplatz errichtet werden. Insgesamt soll der Wiederaufbau der Realschule in mehreren Abschnitten erfolgen. Derzeit werden die Realschüler:innen an einem ehemaligen Schulstandort in Würselen unterrichtet.

Schulzentrum Jahnstraße
Die Kostenprognose der Renovierung belaufen sich auf 10,9 Millionen Euro. Das Schulzentrum Jahnstraße umfasst die Adam-Ries-Schule (Hauptschule) sowie die Evangelische Grundschule Stadtmitte und ist laut Verwaltung aufgrund der mehrmaligen Erweiterungen ein komplexes Gebäudesystem. Ende Mai sollen Erd- und Obergeschoss wieder in Betrieb genommen werden können. Das Untergeschoss soll, so der Zeitplan, bis zu den Herbstferien saniert sein. Für das Untergeschoss wird auf dem Hauptschulhof ein temporärer Ersatz-Containerbau errichtet. Die Vergabe des entsprechenden Auftrags soll nächste Woche im Stadtrat erfolgen. Vor der Flut wurde das Schulzentrum über die Heizzentrale des benachbarten Sportzentrums mit Wärme versorgt. Da der Wiederaufbau des Sportzentrums länger dauert, wird eine wärmeproduzierende Anlage im Schulzentrum errichtet. Auch die Hauptschüler:innen sind auf mehrere Standorte, unter anderem außerhalb von Eschweiler, aufgeteilt. Anders als bei der Realschule besteht hierbei das Problem, dass die alternativen Schulgebäude nicht mehr lange zur Verfügung stehen.

Willi-Fährmann-Schule
Die Kostenprognose der Renovierung belaufen sich auf 20,4 Millionen Euro. Eine abschließende Entscheidung über die Renovierung oder den Neubau der Willi-Fährmann-Schule wurde noch nicht gefällt. Derzeit erstellen Architekten eine Kostenschätzung für den Komplettabriss und -Neubau und es deutet sich laut Stadtverwaltung an, dass dies die kostengünstigere und schnellere Variante ist. In der Martin-Luther-Straße, früher sumpfartiges Gebiet, ließen sich bei einem Komplettneubau die konzeptionellen Anforderungen der Förderschule besser umsetzen, als dies bisher bei den zwei Gebäudeteilen der Fall ist. Nachdem die Schüler:innen auf mehrere Standorte aufgeteilt wurden, kommen sie seit einigen Wochen in einem temporären Container-Ersatzbau in der Franz-Rüth-Straße unter.

Manuel Hauck