26.01.2023
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Eschweiler Fußballer Oualid Mhamdi verspürt Gänsehautmomente

Am Wochenende beginnt die Rückrunde der 2. Fußball-Bundesliga. Beim Tabellenzehnten SpVgg Greuther Fürth spielt der Eschweiler Oualid Mhamdi. Nach einer Ausbildung bei Falke Bergrath, Alemannia Aachen und Viktoria Köln wurde für ihn im Sommer der Traum Fußball-Profi wahr. Wie der 19-Jährige die für ihn aufregenden vergangenen Monate erlebt hat, berichtet er im Interview mit der Eschweiler Filmpost.

 

Oualid, du bist in Eschweiler geboren und groß geworden. Deine Familie stammt aus Marokko. Wie sehr hat dich das marokkanische Team bei der Weltmeisterschaft überrascht?

Oualid Mhamdi: „Marokkaner sind immer optimistisch. Auch ich dachte ans Achtelfinale. Der Halbfinaleinzug war natürlich eine Sensation. Beim Spiel gegen Spanien hatten wir Training in Fürth. Der Trainer erlaubte mir, früher in die Kabine zu gehen, um die Partie sehen zu können. Beim Elfmeterschießen fieberte die gesamte Mannschaft mit mir mit. Für alle Marokkaner war dieser Sieg eines der schönsten Erlebnisse.“

 

Du selbst kamst im Herbst zu deinen ersten Länderspielen in Marokkos U20-Nationalmannschaft.

Oualid Mhamdi: „Das war fantastisch. Ich bin dem Land sehr verbunden. Wir haben mit der Familie jeden Urlaub dort verbracht; ich wuchs mit marokkanischem Essen auf. Die Hymne auf dem Platz zu hören, war richtig berührend und einer dieser Gänsehautmomente, von denen es im letzten halben Jahr einige gab. Es sind große Schritte gemacht, doch ich arbeite hart daran, es noch weiter nach oben zu schaffen, um mich und mein Umfeld stolz zu machen.“

 

War es ein Vorteil bei deinem Sprung von Viktoria Kölns Jugend in die 2. Liga, dass Rachid Azzouzi Sportdirektor in Fürth ist? Er stammt aus Marokko und kommt als Alsdorfer auch hier aus der Gegend.

Oualid Mhamdi: „Das glauben viele, aber das hängt nicht zusammen. Die Fürther Talentspäher verfolgen die A-Jugend-Bundesliga intensiv und beobachteten mich über mehrere Monate. Rachid Azzouzi machte sich auch persönlich ein Bild. Der Vertragsabschluss selbst ging dann sehr schnell. Nachdem alle Medizinchecks durch waren, wurde mir klar: Fußball ist jetzt mein Beruf; ich darf meinen Traum leben!“

 

Beschäftigt dich die Entfernung zwischen deinem Zuhause in Eschweiler und Fürth im Frankenland?

Oualid Mhamdi: „Der Abschied vom Elternhaus, meinem großen Bruder und meinen zwei älteren Schwestern war erstmal komisch. Die Familie steht aber komplett dahinter. Ich wollte schon immer Profi werden und Fürth zeigte großes Interesse an mir. In der Fürther Innenstadt habe ich eine 2-Zimmer-Wohnung. Allerdings bin ich tagsüber eh die meiste Zeit im Trainingszentrum, arbeite nach den Einheiten alleine im Kraftraum.“

 

Laut Beobachtern fällst du bei jedem Training mit sehr viel Engagement auf. Bislang hast du sieben Pflichtspiele bestritten, eins von Anfang an. Seit dem Trainerwechsel kam kein Einsatz mehr hinzu. Wurmt dich das?

Oualid Mhamdi: „Natürlich würde ich lieber spielen. Aber die Umstellungen vom neuen Trainer Alexander Zorniger führten zum Erfolg, den wir gemeinsam anstreben. Solche Entwicklungen gehören zum Tagesgeschäft Fußball. Es kann sich genauso zügig wieder zu meinen Gunsten drehen. Ich sehe es als Privileg, mit 19 Jahren Teil des Kaders zu sein, zumal ich keine Ausbildung bei einem Bundesliga-Verein hatte. Meine Stärken wie Tempo und Schusstechnik will ich einbringen und wie immer sehr viel Gas geben. Der Vertrag in Fürth gilt mindestens bis 2025. Schrittweise möchte ich weiterkommen. Erst geht es darum, soviel wie möglich zu lernen, denn es ist schon eine heftige Umstellung, wie schnell der Ball läuft und wie direkt Fehler bestraft werden.“ 

 

In deinem Winterurlaub kamst du zurück nach Eschweiler und hast dich bei deinem Jugendklub Falke Bergrath fitgehalten.

Oualid Mhamdi: „Genau. In Bergrath fing ich mit Fußball an. Der Verein liegt mir sehr am Herzen. Ich tausche mich noch mit einigen aus, wie mit meinem Jugendtrainer Matthias Geserick, und drückte auch beim Raiffeisen-Cup auf der Tribüne die Daumen. Immer, wenn wir zwei Tage am Stück frei haben, besuche ich meine Familie und Freunde in Eschweiler. Sobald ich den Führerschein besitze, bin ich da flexibler. Aktuell fahre ich mit der Bahn oder Sadik Fofana vom 1. FC Nürnberg nimmt mich mit. Er kommt aus Aachen und ist einer meiner besten Freunde.“

 

Was aus Eschweiler vermisst du in Bayern?

Oualid Mhamdi: „Die rheinische Mentalität. Das vertraute Heimatgefühl ist außerdem durch nichts zu ersetzen. Ich trage die Stadt und ihre Leute immer im Herzen bei mir.“

 

Interview: Tim Schmitz

 

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