Eschweiler macht Aufschlag für Wärmeversorgung der Zukunft
Ein großer Aufschlag für die zukünftige Wärmeversorgung in Eschweiler: Der Startschuss für die sogenannte „Kommunale Wärmeleitplanung“ ist gefallen und soll gleichermaßen Rahmen und Orientierung sein.
Das Ziel ist klar: Die Wärmeversorgung der Zukunft soll sicher, bezahlbar und klimaneutral sein. Nach einer Entscheidung des Bundestags sind Städte dazu verpflichtet, eine Kommunale Wärmeleitplanung (KWLP) anzustoßen.
Eschweiler hat damit weit vor der Frist (30. Juni 2028) begonnen, als eine der ersten mittelgroßen Gemeinden. Nun haben die Kooperationspartner – die Stadtverwaltung, die Energie- und Wasserversorgung GmbH sowie greenventory GmbH – das Vorgehen und die Ziele vorgestellt.
Ausgangssituation ist, dass die Hälfte des Energieverbrauchs in Eschweiler der Wärmeversorgung zuzuordnen ist und diese überwiegend durch fossile Träger wie Heizöl oder Erdgas bereitgestellt wird. Die vergangenen Jahre zeigten, dass dies zu Abhängigkeiten von Importen und von Turbulenzen auf den Weltmärkten geführt hat – inklusive unsicherer Versorgungsketten und schwankender Preise.
„Eine andere Gestaltung der Wärmebereitstellung kann beispielsweise die Wirtschaftlichkeit und die lokale Wertschöpfung stärken, unsere Gesundheit schützen und einen großen Beitrag für den Klimaschutz leisten.“, so die Stadt Eschweiler. Eberhard Büttgen, Leiter der Abteilung nachhaltige Entwicklung, erklärt, dass die KWLP als strategisches Instrument eine Antwort auf die Frage geben soll: Welche Maßnahmen können in Eschweiler umgesetzt werden?
4 Phasen
Die KWLP wird als ganzheitliche Betrachtungsweise von energietechnischen Fakten betrachtet. Der Detailgrad ist aufgrund der stadtweiten Perspektive geringer als beispielsweise bei Bebauungsplänen oder Quartierskonzepten. Insgesamt besteht die KWLP aus vier Phasen.
Zunächst wird eine Bestandsanalyse der aktuellen Wärmeversorgung durchgeführt. Wie hoch ist der Bedarf? Womit wird geheizt? Wie ist die Gebäudestruktur? Für die Antworten auf solche Fragen werden bereits vorhandene Daten genutzt und auch Akteure mit besonders hohem Bedarf wie einzelne Unternehmen einbezogen. Anschließend wird untersucht, welche Potenziale es in Eschweiler für die Erzeugung erneuerbarer Wärme gibt. Hierzu zählen unter anderem Geothermie, Abwärme aus Industrie und Gewerbe oder Solarthermie. In der dritten Phase werden Zielszenarien aufgestellt, bei denen abgeschätzt wird, wie sich der Wärmebedarf entwickelt. Zudem werden Vorschläge für die Einteilung der Städtfläche in unterschiedliche Wärmeversorgungsgebiete gemacht. Am Ende der KWLP steht die Erstellung eines Maßnahmenkatalogs, um das Zielszenario umzusetzen.
Ziele
Planungs- und Investitionssicherheit: Darauf zielt die Wärmeplanung laut greenventory hauptsächlich ab. Eschweilers Technischer Beigeordneter Achim Vogelheim betont, dass der Rohstoff Wärme – abseits des Vorhabens, bis 2045 klimaneutral bereitgestellt zu werden – günstiger werden solle.
Verfahren
Die aus der KWLP resultierenden Maßnahmen-Vorschläge sind zwar nicht rechtlich bindend. Sie dienen jedoch als verbindlicher Rahmen. Darüber hinaus muss die Wärmeplanung im Fünf-Jahres-Rhythmus fortgeschrieben werden, um so aktuelle Entwicklungen einzubeziehen.
In Eschweiler befindet man sich derzeit mit der KWLP in der Sammlung von Rohdaten. Die EWV und „greenventory“ entwickeln zwar die Wärmeplanung operativ, doch die Stadt Eschweiler ist Teil des entscheidenden und externen Steuerungsteams. In Workshops und Informationsveranstaltungen soll nicht nur die breite Öffentlichkeit, sondern auch von der Wärmeplanung „betroffene“ Akteure wie Eigentümer oder Unternehmen beteiligt werden.
Wie wird es finanziert?
Die Stadt Eschweiler hat im ersten Schritt – und ausgehend von der vom Bund im Jahr 2008 beschlossenen Klimaschutzinitiative – eine Fördersumme in Höhe von 130.000 Euro erhalten. Diese deckt die Kosten für die Erstellung der KWLP zu 100 % ab. Wie mögliche Maßnahmen am Ende finanziert werden, das steht allerdings auf einem anderen Blatt. Laut Eberhard Büttgen ist die KWLP ein sinnvoller Schritt auf dem Weg zur Klimaneutralität. Jedoch müsse der Bund überlegen, wie die Umsetzung bezahlt wird.
Manuel Hauck