Kennen Sie schon das Organspende-Register?
Eschweiler. Seit März 2024 können Menschen in Deutschland ihre Entscheidung zur Organspende ganz bequem online festhalten. Das neue Organspende-Register, in dem sich schon rund 300000 Menschen registriert haben, soll dabei helfen, im Ernstfall die Wünsche der Betroffenen umzusetzen. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern, in denen man automatisch Organspender ist und nur durch einen Widerspruch diese Tatsache ändern kann, liegt die Entscheidung in Deutschland bei jedem selbst, ob er spenden möchte oder nicht.
Das Ziel des Registers ist es, im Falle eines Hirntods (weniger als 1% der Fälle), die Wünsche des Betroffenen schnell und eindeutig zu erfahren. Das Organspende-Register ist digital und damit immer verfügbar. Es ermöglicht Menschen ab 16 Jahren, ihre Haltung zur Organ- und Gewebespende unkompliziert zu dokumentieren. Für die Registrierung benötigt man die Online-Ausweisfunktion und die Ausweis-App auf dem Smartphone. Alternativ kann man aber auch die Apps der Krankenkassen nutzen. Es wird empfohlen, die Entscheidung klar zu hinterlegen, damit im Notfall keine Zweifel bestehen. Im Register kann man sowohl für als auch gegen eine Spende entscheiden und sogar einzelne Organe ausschließen. Die Einträge können jederzeit geändert oder widerrufen werden!
Im Ernstfall haben nur die im Krankenhaus berechtigten Personen, die an die Datenbank angeschlossen sind, Zugriff auf die gespeicherten Informationen. Neben dem Register besteht weiterhin die Möglichkeit, den eigenen Willen durch einen Organspende-Ausweis zu dokumentieren. Dieser ist in den meisten Arztpraxen erhältlich, oder kann online beantragt werden. Er sollte an einem gut sichtbaren Ort aufbewahrt werden. Auch eine Vermerkung in der Patientenverfügung ist möglich. Wichtig ist, die Angehörigen über die eigenen Wünsche zu informieren, damit im Notfall entsprechend gehandelt werden kann.
Melanie Lütgenau, eine der fünf Transplantationsbeauftragten des Aachener Universitätsklinikums, erklärt: „Wenn man nicht registriert ist und keinen Organspendeausweis oder keine Patientenverfügung hat, müssen im Ernstfall die Angehörigen im Sinne des Patienten entscheiden. Das ist oft sehr belastend und schwierig für die Familie.“ Sie betont, wie wichtig es ist, die eigenen Wünsche zu Lebzeiten festzuhalten oder zumindest zu äußern.
Organspenden können das Leben schwer erkrankter Menschen retten oder ihnen eine neue Chance auf Gesundheit geben. Da die Zahl der verfügbaren Organe begrenzt ist, trägt jede positive Entscheidung dazu bei, die Versorgung zu verbessern.
Auf der Warteliste der Organisation Eurotransplant, denen 8 europäische Länder zugehörig sind, stehen derzeit ca. 14000 Menschen. Davon warten ca. 8.300 Menschen allein in Deutschland auf ein Spenderorgan.
Die Wartezeit auf ein Herz beispielsweise kann bis zu zwei Jahre betragen, bei einer Niere sind es sogar 8 bis 9 Jahre.
Der Ausbau des Registers sowie die Aufklärung der Bevölkerung sind wichtige Schritte, um die Versorgungssituation in Deutschland zu verbessern. Es ist eine Einladung an alle, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und eine Entscheidung zu treffen – für sich selbst und für die Menschen, die auf eine Spende angewiesen sind.
Jessica Hissink