Mit Freude Platz gemacht
Eschweiler. Am vergangenen Freitag war für Renée Grafen ein besonderer Tag. Nach 15 Jahren Ratsarbeit, davon fünf Jahre als stellvertretende Bürgermeisterin, hat die 71-Jährige ihren Abschied bekanntgegeben. „Es war mir eine Ehre“, schrieb sie in einem Facebook-Post: Ein Satz, der genau das ausdrückt, was viele in Eschweiler mit ihr verbinden: Wertschätzung, Haltung und ein tiefes Verantwortungsgefühl für die Stadt.
Als sie darüber spricht, wirkt sie gelassen und zuversichtlich. „Es war der richtige Zeitpunkt“, sagt sie. „Es gibt viele graue Männer, und es müssen nicht auch viele graue Frauen im Rat sein. Wir haben viele junge Frauen zwischen 30 und 50 Jahren und ich bin gerne ausgetreten, damit die jüngeren auch eine Chance bekommen.” Grafen spricht das mit spürbarem Stolz aus, als wolle sie den Staffelstab sichtbar und bewusst übergeben. Sie nennt Namen wie Frank Meyers, Thomas Schlenter und Michael Derks- Menschen, denen sie die zukünftige Ausrichtung der CDU-Stadtratsarbeit mit Vertrauen überlässt.
Dass ihr Abschied keine spontane Entscheidung war, macht sie deutlich: „Der Abgang ist schon lange geplant. Für mich fiel der Entschluss bereits im letzten Jahr.“ Und doch klingt kein Hauch von Wehmut mit, eher eine ruhige Zufriedenheit über einen vollendeten Lebensabschnitt.
Besonders bewegt hat sie die Zeit als stellvertretende Bürgermeisterin. „Ich habe so viele Einrichtungen kennengelernt, so viele Menschen getroffen.“ Sie erinnert sich an Besuche zu Geburtstagen älterer Bürgerinnen und Bürger, an Goldene und Diamantene Hochzeiten. „Das war eine Herzensangelegenheit“, sagt sie. Zeitintensiv- ja. Aber wertvoll.
Die Arbeit im Rat war für sie immer Ehrenamt und eines, das Zeit und Sorgfalt erforderte. „Vorlagen lesen, sich vorbereiten und das muss man ernst nehmen.“ Als sie begann, arbeitete sie noch als Key Account Managerin für Abbott Diagnostics. „Das war damals ein Tanz auf der Rasierklinge“, sagt sie rückblickend und lacht leise. Später, als Rentnerin, konnte sie die politischen Aufgaben anders organisieren.
Ein Thema begleitete sie über viele Jahre besonders intensiv: die Wasserwirtschaft. Als Vertreterin der Stadt im Wasserverband Eifel-Rur (WVER) arbeitete sie eng an Hochwasserfragen. Kein Zufall, denn schon während ihres Studiums an der FH Jülich, von 1973 bis 1978, waren Wasserwirtschaft und Wasseranalytik ihre Schwerpunkte. „Das hat mir ein anderes Verständnis gegeben“, sagt sie. So wurden naturwissenschaftliches Fundament und kommunalpolitische Verantwortung bei ihr zu einem stimmigen Ganzen.
Zum Schluss richtet sie einen Appell an die Bürgerinnen und Bürger in Eschweiler:
„Ich möchte sagen: An alle, die sich beschweren- engagiert euch! Gerade die Kommunalpolitik lebt davon, dass Menschen sich einbringen. Für unsere Stadt. Es gibt für jeden Geschmack etwas.“
Und wer denkt, dass mit ihrem Abschied nun Ruhe einkehrt, der irrt gewaltig. „Keine Ratsarbeit bedeutet nicht weniger zu tun“, sagt sie und lächelt. Ihr Terminkalender bleibt weiterhin voll. Unterstützung findet sie dabei wie schon in den vergangenen Jahren bei ihrem Lebensgefährten, der ihr zuverlässig den Rücken stärkt.
Renée Grafen ist weiterhin Vorsitzende der Frauenunion, stellvertretende Vorsitzende der MIT und Mitglied im Kreisvorstand der MIT. Sie arbeitet als Geschäftsführerin der Seniorenunion und sitzt auch dort im Kreisvorstand. Außerdem ist sie Beisitzerin im CDU-Ortsverband, stellvertretende Geschäftsführerin von Klee Oepe, Senatorin der „Fidele Trammebülle“ Eschweiler, Ehrensenatorin der Grünen Funken und Ehrenleutnant der Lustigen Reserve.
Ardita Hashani