03.11.2020
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Auf Wiedersehen! Die letzte Kino-Vorstellung

Melancholie – das Gefühl, wenn das Kino geht. Nicht nur Lichtspiel-Freunden war die Nachricht, dass das Primus Kinocenter Eschweiler schließt, ein Dorn im Auge. Ein letztes Mal öffneten sich am Sonntag die Türen jenes Kinos, das am 1957 seine Eröffnung feierte, 50 Jahre nachdem in Eschweiler das erste Kino überhaupt den Unterhaltungsbetrieb aufnahm und die ersten Spuren des weltweiten „Siegeszuges“ des bewegten Bildes auch in der Indestadt hinterließ. Von der Neustraße über die Englerthstraße, zu Glanzzeiten bot die Indestadt in gleich mehreren Lichtspielhäusern Unterhaltung, zu Zeiten des Stummfilms mit musikalischer Live-Untermalung.

Ich bin jung, Mitte 20, und habe einen kleinen Anspruch, in Kino-Nostalgie zu schwelgen. Doch auch ich bin von Kindesbeinen an gewöhnt, in meiner Heimat ins Kino zu gehen. Die erste Erinnerung: Mit Vater und Schwester in Disney's der Glöcker von Notre Dame, der mehr als zwei Jahrzehnte später als Realverfilmung das Publikum begeistern soll. Eine Erinnerung von wahrscheinlich Hunderttausenden, die viele Menschen in über 60 Jahren „Primus-Palast“ in der Marienstraße gesammelt haben.

Dass das Kino nicht mehr der Mittelpunkt des kulturellen Lebens ist wie in den 1950er- und 1960er-Jahren ist wenig verwunderlich. Das Kino hat Konkurrenz bekommen. Medialer Wandel – oft heißt es, wenn ein neues Medium Aufwind bekommt, leidet oder stirbt sogar ein anderes. Streaming-Dienste wie Netflix und Prime haben sicherlich etwas verändert. Kino daheim – so einfach wie nie.

Trauern darf man. Wundern, wenn es im Zweifel nicht dazu kommt, dass ein neuer Betreiber das Kinotreiben in Eschweiler wiederbelebt, sollte man sich nicht. Größere Häuser, die mit mehr Sälen mehr Filmvielfalt bieten können, sind nicht weit. Aber auch sie leiden, dank Corona werden große und vermutliche Kassenschlager verschoben.

So blieb am Sonntag bei der letzten Vorstellung des Primus Kinocenters Eschweiler, die den Katastrophen-Action-Film Greenland präsentierte, die Gewissheit, dass es vorerst das letzte Popcorn sein wird. Eine Tür schließt sich, eine neue kann sich öffnen. Mitten in der Stadt etwas zu schaffen, was zeitgemäß der Bevölkerung zugute kommt, das ist wohl sinnvoller, als mit aller Melancholie an einem Kino in Eschweiler festhalten zu wollen.

Manuel Hauck