28.10.2020
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Das Corona-Virus wirbelt den Sport wieder durcheinander

Handball und Tischtennis unterbrechen – fast alle Aktiven quer durch sämtliche Sportarten sind für Fortsetzung.

Das dynamische Infektionsgeschehen machte sich auch im lokalen Sport umgehend bemerkbar. Am letzten Donnerstag entschied der Handball-Verband, die Saison wegen der hohen Inzidenzwerte zu unterbrechen (zunächst bis 15. November). Die Landesliga-Spieler der ESG bewerten den Schritt als verfrüht, wollen trotz unklarer Perspektive weiter trainieren. Am Sonntag zog der Tischtennis-Verband nach. Alle Hinrundenspiele bis zum Jahresende entfallen. Im Januar soll es mit der Rückrunde weitergehen. Die Squash- und Badminton-Ligen verzeichnen, dass Mannschaften zurückziehen, was den Spielplan durcheinander wirbelt und die Saison in Frage stellt.

Ganz sicher sind Mitteilungen wie diese nicht die drängendsten dieser Zeit. Die Verantwortlichen und Aktiven der Vereine bekunden das auch bei unseren Nachfragen. Sie kennen die Notwendigkeit, unnötige Kontakte zurückzuschrauben, sagen geplante Vereinsveranstaltungen ab. Gleichzeitig verweisen sie allerdings auf die Wichtigkeit des Sports für die körperliche und geistige Gesundheit sowie die Bedeutung des Vereinswesens für das soziale, gesellschaftliche Leben. Daher solle der eigentliche Betrieb weitergehen dürfen, natürlich unter Einhaltung aller (teils selbst auferlegter) Regeln, die die Klubs täglich herausfordern. „Die größte Sorge einzelner Senioren ist tatsächlich, dass das Schwimmbad wieder schließen könnte“, berichtet Katharina Stommel, Fachwartin des Seniorenschwimmens bei den Wasserfreunden Delphin. „Für die Menschen, die meist alleine leben, würden ihre einzigen Kontakte erneut wegfallen.“

Gedanken macht sich ebenso Manfred Hanf vom Sportkeglerverein: „Unser Sport ist eh vom Aussterben bedroht. Dürfen wir wieder länger nicht spielen, wird’s noch schwerer, vor allem in der Jugendarbeit.“ Zuschauer sind ohnehin indoor nicht mehr gestattet. Jedoch geben die Kegler dabei zugleich ein Beispiel für die Anpassungsfähigkeit und Kreativität der Klubs, indem sie Spiele ins Internet übertragen.

Auch die Leichtathleten suchen Wege, trotz fehlender Events die Motivation aufrechtzuerhalten. Aktuell beliebt: Einzeln laufen und sich durch Auswertung der GPS-Daten virtuelle Wettkämpfe liefern. Das geht beim Kampfsport freilich nicht, wo das Training mit verschiedenen Partnern und Masken möglich ist. Manche Mitglieder würden sich aber freiwillig fernhalten. Die für die Gastronomie wichtigen Einzelsportarten Dart und Billard laufen mit etwas Improvisation nach Plan.

Im Fußball herrscht inzwischen dauerhafte Maskenpflicht für alle außer den Aktiven. Maximal 100 Menschen auf der Anlage, inkl. Spieler, Trainer, Schiedsrichter, gibt die StädteRegion vor (im Kreis Düren sind bei einem Hygienekonzept bis zu 500 Personen möglich). Lässt sich ein Spieler auf Corona testen, gilt er als Verdachtsfall. Ist das Testergebnis noch nicht bekannt, wird vorsorglich das Spiel seiner Mannschaft abgesagt. Zuletzt fielen so diverse Partien aus. „Alles fragt sich, wie lange wir noch spielen dürfen“, meint Rainer Bartz von Jugendsport Wenau. Bei unserer Umfrage waren sich die Vereine in Eschweiler und Langerwehe einig: Sie möchten die Saison fortsetzen, zumal die Ansteckungsgefahr im Freien als gering eingeschätzt wird. „Vielleicht steuern wir auf den Punkt zu, an dem Heime zum Umziehen und Duschen geschlossen werden oder keine Zuschauer mehr erlaubt sind“, glaubt Hans Kube vom FC Eschweiler. Damit würden den Klubs zwar wichtige Einnahmen fehlen, doch das würden sie einem erneuten Saisonabbruch vorziehen. Übrigens: Werden 50 % der Saison absolviert und käme es dann zu einem Abbruch, entscheidet der Punktequotient (Punkte geteilt durch Spiele) über Auf- und Abstieg.

Tim Schmitz