30.06.2020
1 Foto

Der Müll der Woche

Wem gehört der Dreck? Das fragte eine neue Facebook-Seite mit dem geheimnisvollen Namen „Die Wahlsager Eschweiler“ am Wochenende und zog in gewisser Weise sämtliche politischen Akteure und Kandidaten durch den Kakao. Auch wir als Nachrichtenmedium waren nicht sicher und eines steht nach dieser „Müll“-Woche definitiv fest: Das Thema beschäftigt und ist Materie im Wahlkampf.

Nachdem wir in der letzten Ausgabe mit der Titelstory über wilden Müll auf dem Blausteinsee-Parkplatz berichteten, meldete sich Patrick Nowicki, der von CDU und FDP unterstützte Bürgermeister-Kandidat, zu Wort. Er stellte die Frage, ob öffentliche Plätze nachts geschlossen werden sollen und bezog sich dabei nicht nur auf den Müll, sondern auch auf Gewalt, Vandalismus und Rauschmittel. Diese negativen Aspekte findet man einerseits auf dem Parkplatz des Blausteinsees und im Stadtpark.

Die ihn unterstützende Partei, die CDU, widmete sich ebenfalls dem Blausteinsee-Parkplatz und problematisierte den Lärm, der durch laute Musik, quietschende Reifen und laute Motorengeräusche entsteht und die Anwohner in Dürwiß stört. Das Ziel ist eine Ortsbegehung mit allen Beteiligten, um eine zufriedenstellende Lösung zu finden.

Am Samstag sammelte schließlich die BASIS um Bürgermeisterkandidat Häfner wieder Unterschriften. Diesmal stand allerdings nicht die für den Bürgermeister- und die Ratskandidaten notwendigen Signaturen im Vordergrund, sondern ein sogenannter „Bürger-Antrag“, der den Müll bekämpfen soll. Die BASIS spricht in diesem Zusammenhang von Müll-Detektiven der Stadtverwaltung, die ausschließlich dafür zuständig sind, Täter zu entlarven, die Müll in die Landschaft werfen. Zudem sollen mehr große Sammelcontainer für Abfall im öffentlichen Raum bereitstehen.

Die Bürgermeisterkandidatin der SPD, Nadine Leonhardt, hat sich im Verlauf der letzten Tage nicht speziell zum Thema geäußert, doch auf ihrer Homepage kann man nachlesen, welche Maßnahmen sie mit ihrem Wahlprogramm fordert. Sie wünscht sich eine saubere und sichere Stadt. Dies geht darüber hinaus, dass das Ordnungsamt stärker im Einsatz sein soll, um die „Schmutzfinken“ zu bestrafen. Leonhardt möchte auch, dass die Polizei wieder verstärkt Präsenz zeigt.

Dahingegen geben die offiziellen Kanäle der zwei weiteren Bürgermeisterkandidaten Albert Borchardt und Gaby Pieta und die der übrigen Parteien von Bündnis 90/Die Grünen, FDP, Die Linke und AfD so gut wie keinen Aufschluss darüber, ob und was man gegen den Dreck in der Stadt unternehmen will.

Das Fazit:
Am Ende der Woche – nachdem das Müll- und Lärmthema hauptsächlich von Patrick Nowicki, CDU, Christoph Häfner und der BASIS vor allem über die Onlinemedien aufgegriffen wurde – stellt sich allerdings die Frage: Gibt es Müll erst seit ein paar Wochen? Die Stadt ist zweifelsohne nicht überall so sauber, wie man es sich wünschen würde. Doch die Debatte darüber, wer der größte Kämpfer gegen Dreck ist, ermüdet. Es gibt auch andere Baustellen. Zumal Menschen, die von außerhalb in unsere Stadt kommen, Eschweiler gar nicht als schmutzig wahrnehmen.

Ines Tiede