20.11.2020
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Die Letzte der Luisenstraße

Trotz ihres Alters ist sie topfit und so sieht sie auch aus. Die Winterlinde in der Luisenstraße ist die letzte ihrer Art, die einst auf dem Schulhof stand.

Und sie ist das Schmuckstück von Melanie und Nils Lumma sowie ihren Kindern, denn wer kann schon auf einem vergleichsweise schmalen Grundstück damit prahlen, dass er einen imposanten und uralten Baum auf seinem Grundstück stehen hat, der sich bester Gesundheit erfreut.

Melanie Lumma gibt zu, dass sie die Winterlinde hegt und pflegt, denn sie selbst bezeichnet sich als „Pflanzen-Liese“ mit starker Affinität zur Natur. Drum stört es sie und ihre Familie auch gar nicht, wenn die Winterlinde gemäß ihres Namens erst kurz vor Weihnachten ihre Blätter abwirft und so gut wie nichts mehr vom Garten zu sehen ist. Denn der Baum misst einen Umfang von über drei Metern und hat einen Durchmesser von 1,2 Metern. Über die Höhe, die die 20 Meter überragen durfte, so wie das Alter lässt sich genauso spekulieren wie über ein anderes Mysterium.

Zu Zeiten, als in der Waldsiedlung noch eine Grundschule existierte, standen mehrere Linden auf dem Schulhof. Unsicher ist man sich heute, wie viele es genau waren, aber eine Hand voll waren es gewiss. Sicher ist, dass die Winterlinde beide Weltkriege überdauert hat, während bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts eine Schule mitten in den Wald errichtet wurde, die in Stich nur den Kindern von Bergwerksarbeitern vorbehalten war. Der Zweite Weltkrieg forderte seinen Tribut und so konnte die Schule in der Waldsiedlung nicht wieder errichtet werden, dafür überlebte aber die Winterlinde – sehr zur Freude der heutigen Bewohner.

Allen voran Familie Lumma, dessen Großvater in den 60er-Jahren das Wohnhaus errichtete, genießt man den Anblick der imposanten Schattenspenderin. „Wenn wir Besuch haben, dann wird meistens zuerst die Winterlinde bestaunt. Sie ist ein Hort für Millionen Tiere“, berichtet Melanie Lumma, die ergänzt: „Vor allem wenn die Bienen und Hummeln ihr 'Hotel' suchen, wird es unglaublich laut, das hört sich dann an wie ein rauschender Zug.“ Familie Lumma sieht die Winterlinde als „pures Leben“ und schützt sie, falls es mal nicht so gut läuft. So wird die Linde zum Beispiel bei längerer Trockenheit gegossen.

Manuel Hauck