13.04.2024
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Notlagen in Kitas: Austausch zwischen Einrichtungen und Eltern

Ein Monat später und die Notlage ist weiterhin existent. Die Kindertagesstätten stehen massiv unter Druck – zwar nicht nur in Eschweiler, aber die Träger an der Inde sensibilisierten nun erneut für das Thema.

Nachdem Mitte März dem politischen Jugendhilfeausschuss die vielfältigen Probleme, allen voran die Personalsituation, geschildert worden war, erhielten vergangene Woche die Eltern einen Überblick über die Dilemmata. Die Erziehungsberechtigten kennen die Folgen von fehlendem Personal wohl aus der Praxis, Gruppenschließungen und Notbetreuung inklusive, doch die verschiedenen Träger der Kinderbetreuung wollten in einem besonderen Rahmen zuhören und in den Austausch kommen.

Dazu hatte die die sogenannte „Arbeitsgruppe 78“ in den Ratssaal ins Rathaus eingeladen. Deren Sprecherin Bianca Schmitz, gleichzeitig pädagogische Fachberaterin bei den BKJ der Stadt Eschweiler, empfing gemeinsam mit den weiteren Trägern (unter anderem Pro Futura, AWO, Caritas Lebenswelten und SkF Alsdorf) rund 40 interessierte Gäste – und stellte diesen zunächst die Problemfacetten vor.

Dauerthema

Eine Resolution, die von der Eschweiler Politik im März 2022 als Appell an Landesregierung, Landschaftsverband Rheinland und Bezirksregierung Köln beschlossen wurde, war nicht der erste, aber ein großer Hilfeschrei.

Das Kitasystem leidet weiterhin unter dem Fachkräftemangel. Demografischer Wandel, Rechtsansprüche auf Kita-Plätze, weitere gesetzliche Vorgaben und vermehrte Langzeiterkrankungen verschärfen die Personalsituation. „Eine politische Beschäftigungsoffensive wurde versäumt“, brachten die Träger ihre Enttäuschung bereits im Jugendhilfeausschuss zum Ausdruck und richteten diese vor allem an die Landesregierung. Dass tausende neue Stellen besetzt werden konnten, habe dabei nicht ausgereicht.

Auch die finanzielle Situation wurde nun vor den Elternbeiräten der einzelnen Kitas verdeutlicht. Die Träger gehen in diesem Jahr von massiven Defiziten aus. Inflation und steigende Ausgaben für Personalkosten setzen die Einrichtungen deswegen unter Druck, da die Finanzierung durch das Land nicht gleichermaßen mitgehalten habe. Gerade das Finanzproblem, so eine Teilnehmerin, sei erschreckend und ihr vorher nicht in dem Ausmaß bewusst gewesen.

Der Austausch zwischen Trägern und Elternbeiräten, welcher von Robert Wagner (Geschäftsführer Haus St. Josef) moderiert wurde, berührte praktische Aspekte wie Gruppenvorbereitungszeit und mögliche Unterstützung seitens der Eltern. Die Frage, was Eltern zur Problemlösung in den Kitas beitragen können, brachte eher enttäuschende als zufriedenstellende Antworten. So sei es aus rechtlicher Sicht so gut wie nicht umsetzbar, dass Eltern Aufgaben von Fachkräften übernehmen oder Alternativangebote während des Kitabetriebs durchführen. Die Verantwortungen sind, so Bianca Schmitz, nach den Gesetzen klar geregelt und beim Kita-Personal – einschließlich Kindeswohl und Bestandteile wie polizeiliche Führungszeugnisse – zu verorten. Heinz Zohren, Geschäftsführer von pro futura, gab zu, dass er nur Lösungen für den Fachkräftemangel kenne, die einen großen Haken haben. Derweil zog Susanne Antunes, Fachbereichsleiterin bei Caritas Lebenswelten, das bittere Fazit, dass Eltern aus Personalsicht wenig helfen können. Gleichzeitig appellierte sie, dass sich Kita-Träger und Erziehungsberechtigte nicht gegenseitig ausspielen lassen dürfen und Eltern ihre Stimme erheben können, um ebenfalls auf die Notsituation aufmerksam zu machen. Marion Haustein (SPD), Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses, schloss sich dem an und schlug vor, über die (Landes)Elternverbände die Probleme zu artikulieren und Druck aufzubauen.

Manuel Hauck