12.11.2020
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125 Jahre TFB Röhe: Turnen, Handball und mehr

Es sah so aus, als würde der Turnerfreundschaftsbund (TFB) Röhe sein besonderes Jubiläum nicht mehr erleben. Weil die Handballabteilung im vergangenen Jahr zumachte, brach auch der Vorstand weg. Die ebenso dem Klub angeschlossenen Turnerinnen wollten jedoch auf jeden Fall verhindern, dass der Verein aufhört zu existieren. Sie übernahmen Verantwortung, stellten durch Vorsitzende Christina Frantzen, Geschäftsführerin Nicole Braunleder und Kassiererin Helga Braunleder einen neuen Vorstand und sorgten so dafür, dass der TFB seine 125-jährige Tradition fortsetzen konnte.

Der Ursprung des Klubs liegt noch länger zurück. 1875 schlossen sich junge Männer auf den Spuren von Turnvater Jahn zusammen, suchten aber keine Anbindung an den Turnverband. Das änderte sich mit der Gründung des TFB 1895. Anders als heute, nahm man in der Anfangszeit an Wettkämpfen teil. In Visé (Belgien) zeigte der TFB die beste Vorführung unter 85 internationalen Vereinen. Nicht nur hiernach wurden die Turner bei ihrer Rückkehr von der Röher Bevölkerung begeistert empfangen.

1961 eröffnete an der Grundschule des Stadtteils der erste Eschweiler Sporthallen-Neubau nach dem Krieg. Seitdem bis heute kommen dort immer mittwochs Damen jeden Alters zusammen, um sich mit Spaß fit zu halten. Zu den rund 30 Teilnehmerinnen gehört Philomene Mandelartz. Über viele Jahrzehnte leitete sie die Frauenturngruppe. Sie zählte ebenfalls zu den 192 Mitgliedern, die zum 100-jährigen Vereinsbestehen 1995 den Festausschuss unter Albert Schönenborn bildeten. Fünf Jahre später nahm der damalige TFB-Geschäftsführer Klaus Fehr im Schloss Nordkirchen die Plakette des Bundespräsidenten entgegen, die den Klub für engagierte Arbeit auszeichnete. Verdient machten sich in der langen Zeit u. a. die Familien Corsten und Elsen. Adi Elsen bestimmte die Geschicke 50 Jahre als Vorsitzender und Geschäftsführer mit, Peter Elsen eröffnete 1927 mit elf Turnern die Handballabteilung, die den TFB im gesamten Rheinland bekannt machen sollte.

Schöne Momente waren z.B. die Duelle um die Rheinische Meisterschaft in den 30er-Jahren (noch im Feldhandball), ein durch den Verein organisiertes Testspiel der Deutschen Nationalmannschaft in der Jahnhalle, sechs Landesliga-Saisons und zwei Kreismeistertitel in den 80ern (mehr dazu im Artikel „100 Jahre Handball in Eschweiler“ in Ausgabe 31 vom 29.07., verfügbar online auf www.filmpost.de). Tiefe Trauer herrschte hingegen um den Spieler Andreas Döring, der 2014 während einer Partie zusammenbrach und am selben Abend verstarb.

Das Damenteam und die Herrenmannschaften waren bis 2019 aktiv. Dann folgte der Rückzug, weil der Nachwuchs an Spielern und Verantwortlichen im Umfeld ausblieb. „Vielleicht lebt die Abteilung ja in Zukunft nochmal auf“, ist die Vorsitzende Christina Frantzen kämpferisch und optimistisch. „Wir stehen auch der Gründung anderer Sparten offen gegenüber, wenn sich Freiwillige engagieren und unter dem Dach des TFB Sport treiben möchten. Wir sind offen für alles.“ In der Nachkriegszeit gab es schon kurzzeitig eine Fußball- und eine Tischtennis-Abteilung. Falls sich der Verein nochmal vergrößern könnte, stünde weiteren Jubiläen sicher nichts im Wege.

Tim Schmitz