23.12.2019
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Jeder sechste Vollzeit-Beschäftigte in der Städteregion Aachen arbeitet zum Niedriglohn - Arbeitsagentur: Mini-Löhne besonders im Lebensmittelhandwerk und Gastgewerbe verbreitet

Städteregion. 40 Stunden die Woche arbeiten – und trotzdem reicht’s am Monatsende nicht: In der Städteregion Aachen arbeiten rund 21.900 Vollzeit-Beschäftigte zum Niedriglohn. Damit liegt jeder sechste Arbeitnehmer (16 Prozent) trotz voller Stundenzahl unter der amtlichen Niedriglohnschwelle von aktuell 2.203 Euro brutto im Monat. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mit. 

Die NGG Aachen beruft sich hierbei auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. 

Geschäftsführerin Diana Hafke spricht von einem „Alarmsignal“. Tausende Menschen hätten trotz langer Arbeitstage enorme Probleme, finanziell über die Runden zu kommen. „In Bäckereien, Konditoreien, Fastfood-Betrieben, Restaurants und Hotels ist der Anteil von Niedriglohn-Beschäftigten dabei besonders hoch. Hier müssen die Firmen endlich deutlich höhere Löhne zahlen“, fordert Hafke. Nach Angaben der Arbeitsagentur liegen bundesweit 

53 Prozent aller Vollzeit-Beschäftigten im Lebensmittel- und Gastgewerbe unter der Niedriglohngrenze. 

Eine Hauptursache für diesen Zustand ist nach Einschätzung der Gewerkschaft NGG die schwindende Tarifbindung. „Auch in der Städteregion Aachen zahlen immer weniger Hoteliers und Gastronomen nach Tarif. Statt mit dem Tariflohn von 12,50 Euro pro Stunde geht ein gelernter Koch dann nur mit dem Mindestlohn von 9,19 Euro nach Hause. Wie soll man damit 

eine Familie durchbringen?“, kritisiert Hafke. Um diesen Trend zu stoppen, müssten sich Firmen, die Mitglied im Arbeitgeberverband sind, an die mit der Gewerkschaft ausgehandelten Tarifverträge halten und armutsfeste Löhne zahlen. Nach Beobachtung der NGG nimmt die Zahl der Verbandsmitglieder, die aus der Tarifgemeinschaft ausscheren, seit Jahren zu. 

„Außerdem muss es noch mehr Tarifverträge geben, zu denen ganze Branchen durch die Politik verpflichtet werden – gerade da, wo der Niedriglohnsektor wuchert“, so Hafke. Eine sogenannte Allgemeinverbindlichkeit könne vom Bundes- oder Landesarbeitsministerium erklärt werden. 

Das durchschnittliche Vollzeit-Einkommen liegt in der Städteregion Aachen laut Arbeitsagentur bei 3.459 Euro (brutto) im Monat – im Bundesschnitt sind es 3.304 Euro.