08.05.2021
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Berührende Worte eines früheren Grizzlies-Stars

Kerry Goulet war einer der Star-Eishockeyspieler der Eschweiler Grizzlies. In zwei Saisons (1988 bis 1990) schoss er unglaubliche 105 Tore. Als der einstige Liebling des Eschweiler Publikums im kanadischen Toronto vom begonnenen Abriss der Eishalle erfuhr, richtete sich der heute 62-Jährige an die Filmpost-Redaktion. Er schrieb einen emotionalen Brief, den wir aus dem Englischen übersetzten.

„Als ich im Juli 1988 mit meinem holländischen Berater Luk Neilson an der Eissporthalle in Eschweiler ankam, wusste ich nicht, wie mir geschieht. Es standen etwa 100 Menschen vor der Tür, um mich beim Verein zu begrüßen. Eishallenbesitzer Walter Dohmen stellte sich als Erster vor. Es folgten Martin Fassbender, der Präsident der Grizzlies, und schließlich Trainer und Geschäftsführer Peter Haiden. Eine Menge Fans waren auch da. Es war eine elektrisierende Atmosphäre, als ich zum ersten Mal die Eschweiler Eissporthalle betrat. Von diesem Moment an fühlte es sich an wie ein Zuhause, wie eine Familie. Ich habe mich schnell in die Stadt Eschweiler und ihre Menschen verliebt.

Mit diesen besonderen Emotionen ging es für mich im deutschen Eishockey los. Ohne die Mannschaft, die Fans und Helmut und Annette Vianden, die mir bei sich zuhause eine Unterkunft gaben, hätte ich vielleicht nicht die 16-jährige Karriere in Deutschland gehabt, die ich erleben durfte. Obwohl die Eissporthalle Eschweiler keine Arena war, wie ich es aus meiner kanadischen Heimat kannte, hatte sie einen Charme, einen besonderen Geist in ihren Wänden. Meine Mannschaftskameraden gaben mir das Gefühl, etwas Besonderes zu sein, vom ersten Training bis zu dem Tag, an dem ich zum höherklassigen ETC Timmendorfer Strand ging; Thomas Kothes, Thomas Strolz, Michael Klömpkes, meine Stürmerkollegen Olaf Kolbe und Josef Chrzastek und viele andere. Unter dem Dach dieser Eissporthalle wurde Ende der 1980er-Jahre eine Eishockeyfamilie geboren. Mehr als tausend Fans besuchten jedes unserer Heimspiele und Hunderte reisten in Bussen durch halb Deutschland, um uns zu unterstützen. Noch immer sprechen mich Fans an, um über die alten Zeiten zu reden. Ich verdanke den Eschweiler Grizzlies so viel. Sie haben meine Profikarriere in Deutschland und meine Liebe für die leidenschaftlichen deutschen Eishockeyfans ins Rollen gebracht. Es war diese Eishalle an der Inde, die es mir ermöglichte, zu wachsen und die Kultur Deutschlands und des Spiels zu verstehen.

Es macht mich traurig, dass diese Institution mitten in der Stadt gefallen ist. Wenn der letzte Ziegelstein entfernt wird, so wird auch ein Teil meines Eishockeylebens entfernt. Die alten Zeiten scheinen manchmal so weit weg zu sein, aber seitdem ich hier in Toronto vor wenigen Tagen über die Facebook-Seite der Eschweiler Filmpost erfuhr, dass mein altes Zuhause in der August-Thyssen-Straße abgerissen wird, fühle ich mich traurig und leer. Mich belastet der Gedanke, dass ich nie die Chance haben werde, mich von dem Ort zu verabschieden, an dem meine Liebe zum deutschen Eishockey begann, auch wenn die Erinnerungen immer bei mir sein werden. Mach’s gut, Eschweiler Eissporthalle! Ich werde immer ein Grizzlies-Spieler sein!“

Kerry Goulet war nach seiner aktiven Zeit als Eishockey-Profi als Trainer bei mehreren deutschen Vereinen tätig. Heute bringt er sich in seiner Heimat Kanada für Verletzungsprävention im Sport und weitere soziale Zwecke ein. Sein Motto lautet: „Es ist nicht das, was du auf deinem Weg sammelst – Meisterschaften, Punkte, Trophäen, Geld, Autos – sondern das, was du zurückgibst. Das wird dein Vermächtnis sein.“

Redaktion