09.06.2022
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Talent Taylan Bulut: Deutscher Meister, Pokalsieger, Nationalspieler

Auf Schalke leben die Menschen den Fußball. Entsprechend herrschte kürzlich Ekstase pur nach dem Wiederaufstieg in die 1. Bundesliga. Am Tag darauf wurde das U17-Team des FC Schalke 04 nach 20 Jahren erstmals Deutscher B-Jugend-Meister – mit einem Sieg im heimischen Parkstadion gegen den VfB Stuttgart. Mittendrin ein junges Schalke-Talent aus Eschweiler: Taylan Bulut. „Wir konnten vor dem Spiel kaum schlafen, weil die Fans überall in der Stadt den Aufstieg der Profis feierten. Dass wir dann ebenso den Titel holten, machte das Wochenende zum Mega-Erlebnis“, berichtet der 16-Jährige. Mit Trainer Onur Cinel und seinen Mitspielern gewann er in einer fantastischen Saison auch den NRW-Ligapokal der B-Junioren.

Fußball begleitet Taylan von klein auf. Mit seinem vier Jahre älteren Bruder Tarek, der ebenfalls eine Zeit lang ambitioniert spielte, kickte er im Umfeld der Familienwohnung im Eschweiler Zentrum, wo die Eltern weiterhin leben. Vater Bekir: „Wir meldeten Taylan bei den Bambinis von Germania Dürwiß an. Als Siebenjähriger wurde er zügig vom Leverkusener Talentspäher Martin Plum entdeckt, dem wir bis heute dankbar sind.“ Bis zur U14 spielte Taylan für Bayer. Es folgte der Wechsel zu den sehr an ihm interessierten Schalkern, die einen Platz im Vereinsinternat anboten – für die Familie ein bedeutsamer Punkt. Mutter Jadranka erinnert sich: „In der achten Klasse der Realschule Patternhof kam er kaum noch mit, denn für die vier Trainings in der Woche musste er jedes Mal schon um 15 Uhr nach Leverkusen fahren. Es weiß keiner, ob sein Traum Fußballprofi wahr wird. Deshalb ist uns ganz wichtig, dass er auch schulisch am Ball bleibt.“ 

Ausnahme fürs Schalke-Internat

Das fällt in den Sportförderklassen der mit Schalke kooperierenden Schulen leichter. Es können sogar dreimal wöchentlich Extra-Vormittagstrainings stattfinden, weil die Unterrichtsstunden nachmittags nachgeholt werden. Im Internat auf dem Schalke-Gelände, einer Einrichtung für Jugendliche mit weit entferntem Wohnort (wie Taylan), sorgen erfahrene Betreuer für Essen und sonstige Unterstützung. Vater Bekir: „Das Angebot, im Internat zu leben, gibt es normalerweise erst für Spieler ab 16 Jahren. Weil Taylan beim Wechsel jünger war, sollte er eigentlich in eine Gastfamilie. Das kam für uns aber nicht in Frage, woraufhin Schalke eine Ausnahme machte.“ Speziell Taylans damaliger Trainer Willi Landgraf wollte ihn unbedingt verpflichten. Der frühere Alemannia-Profi meldet sich regelmäßig bei den Eltern und vermittelt ihnen ein gutes Gefühl; schließlich sehen sie ihren Sohn seitdem nur noch, wenn er samstags nach einem Spiel nachhause kommt, ehe er sonntagabends wieder ins Ruhrgebiet aufbricht.

Landgraf nahm auch sportlich eine entscheidende Rolle ein, weil er Taylan aus der Innenverteidigung, wo er in Leverkusen spielte, ins defensive Mittelfeld vorzog. „Er sagte mir: ,Junge, was machst du bitte in der Abwehr?´“, erzählt Taylan grinsend. Für den außerhalb des Platzes sehr zurückhaltenden Indestädter ging es fortan steil bergauf. Als schnelle und passstarke Kämpfernatur übersprang er die U16 und durfte direkt zur U17 in die B-Junioren-Bundesliga. Dort sammelte er als Spieler des jüngeren B-Jugend-Jahrgangs gleich die zweitmeisten Einsatzminuten. Auch die Jugend-Nationalmannschaften wurden auf ihn aufmerksam. Fünf Länderspiele bestritt er für die deutsche U16-Auswahl. Es winkt die Teilnahme an der U17-EM im Sommer 2023. „Dank unserem Sohn haben wir in Deutschland und Europa viele Orte gesehen“, sagt Mutter Jadranka, denn bei den Spielen sind die Eltern stets dabei.

Alle im Hause Bulut sind gespannt, wohin Taylans Weg führt. Mindestens ein halbes Jahr arbeitet er noch in der U17 daran, sich zu verbessern. Dabei helfen auch Physiotherapeuten, Psychologen und Videoanalysten, die bei einem Bundesligaklub schon in der Jugend dazugehören. Anschließend könnte es für ihn bereits in der U19 weitergehen, womit er sich der Erfüllung seines Profitraums einen weiteren Schritt nähern könnte. Taylan lebt den Fußball. Das vereint ihn mit den Menschen auf Schalke.

 

Weitere Eschweiler Fußballtalente in Nachwuchsleistungszentren:

Bayer Leverkusen:

Leon Pesch (U19)

Noah Pesch (U19)

Ken Izekor (U17)

Samy Jaksic (U17)

Elia Datené (U14)

 

1. FC Köln:

Matti Wagner (U17)

Celil Kirli (U15)

Neo Ruske (U14)

Milan Nikolic (U13)

 

VfL Bochum:

Adrian Yanga Mboyo (U17)

 

Alemannia Aachen:

Travis Kpegouni (U16)

Mutaz Barahjekli (U12)

Adam Hbiyel (U12)

Lasse Hellinghausen (U12)

Adam Baqtit (U11)

James Ifejianyi (U11)

Kaan Kirli (U11)

Mika Miladinovic (U11)

Luis Bülles (U10)

 

Tim Schmitz