24.05.2023
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DFB-Pokalsieger und Einsatz für Deutschland: Matti Wagner erlebt eine Fabelsaison

Am heutigen Mittwoch steigt das Fußball-Mittelrheinpokal-Finale der A-Junioren zwischen Bayer Leverkusen und dem 1. FC Köln. In der Partie haben die Domstädter die Chance, eine beeindruckende Saison mit einem weiteren Titel zu garnieren. Eines der Kölner Talente ist der Eschweiler Matti Wagner. Der 17-Jährige erlebt die erfolgreichsten Wochen seiner jungen Laufbahn. Erst schafften er und seine Kollegen es bis ins Halbfinale um die Deutsche A-Jugend-Meisterschaft (knappe Niederlage gegen Mainz 05), dann gelang der Triumph im A-Jugend-DFB-Pokal-Endspiel gegen den FC Schalke 04 mit dem Eschweiler Taylan Bulut. Beide Indestädter trugen zu einem Wahnsinnsmatch bei, spielten in Potsdam 120 Minuten durch. Die Kölner errangen den 4:3-Sieg nach Verlängerung. „Als Team funktionieren wir einfach sehr gut. Es ist definitiv eine krasse Saison“, wirkt Matti noch etwas ungläubig.

Er lebt schon immer in Eschweilers westlicher Innenstadt. Seine Eltern Marion und Stefan erblickten ihn als Kind anfangs nur selten mit dem Fußball. Mattis ältere Geschwister Lisa, Julia und Niki hatten keinen Draht dazu; der inzwischen aktive, jüngere Bruder Malte war noch zu klein. Als bei Matti mit acht Jahren ernsthaftes Fußball-Interesse aufkam, nahm ein Bekannter ihn mit zum VfR Linden-Neusen. Dort schloss er sich der F-Jugend an und besaß drei Jahre später jenes Glück, ohne das es in solchen Karrieren kaum geht. „Bei einem Turnier in Würselen stand ein Talentspäher des 1. FC Köln am Rand“, erinnert sich Matti. Durch sein Tempo und seinen technisch starken linken Fuß fiel er auf. Er erhielt ein Angebot zum Probetraining, überzeugte den U12-Trainer Benedikt Hammans und spielt seit diesem Tag im Jahr 2016 am Geißbockheim.

Vorbild Jonas Hector
Als Spieler eines Nachwuchsleistungszentrums musste Matti sein Leben umstellen. Tägliches Training unter der Woche, die Spiele am Wochenende und das ständige Pendeln nach Köln (durch den Fahrdienst des Vereins) bedeuteten erheblichen Zeiteinsatz. Seitdem er 17 Jahre alt ist, profitiert er von einer gesetzlich möglichen Sonderregelung: „Durch die darf ich die festen Strecken von meinem Zuhause zum Berufskolleg und zum Training alleine mit dem Auto fahren.“ In der Zwischenzeit machte er den Abschluss an der Realschule Patternhof und entwickelte sich auf dem Platz vom linken Offensiven zum Linksverteidiger – der Position, auf der Jonas Hector beim FC zum Nationalspieler wurde. „Auch wenn wir uns persönlich nicht kennen, stellt er ein Vorbild dar. Er ist ein Anführer und unglaublich spielintelligent“, schaut Matti zu dem Fan-Liebling auf. Selbst legte der 1,82 Meter große Eschweiler jüngst nochmal an körperlicher Robustheit und im Antritt zu. Fürs Tore schießen sind andere im Team zuständig. Er gilt dafür als Kämpfernatur, die ihre Aufgaben zuverlässig erledigt. Schon im ersten seiner beiden A-Jugend-Jahre war er unter Trainer Stefan Ruthenbeck von Beginn an Stammspieler.

Dennoch müsste für den Sprung in den Profisektor vieles passen. Matti weiß: „Ich bin gut beraten, in kleinen Schritten zu denken. Ich will mich stetig verbessern und das Beste aus mir herausholen.“ Falls es später nicht klappt, könnte er sich einen Job im sozialen Bereich vorstellen. Aber lieber fokussiert er sich auf seinen mit der Zeit gereiften Traum, zumal dieser vor 13 Tagen einen zusätzlichen Schub bekam. Da absolvierte Matti ein erstes Länderspiel – für die deutsche U18-Nationalmannschaft in Wolfsburg gegen Dänemark. „Das deutsche Trikot anzuziehen und die Hymne zu hören, waren unvergessliche Gefühle. Dieses Erlebnis macht Lust auf mehr.“ Auch darauf, heute Abend in der BayArena den Mittelrheinpokal in die Höhe zu stemmen. Dann würde Matti seinen 18. Geburtstag in exakt zwei Wochen mit Freunden in Eschweiler sicher noch ausgelassener feiern.

Tim Schmitz