28.03.2024
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Lesergeschichte: Die Tragödie der Familie „Meise“ in der Einraumwohnung

Unter dem Motto „Leser schreiben Geschichten“ veröffentlichen wir an dieser Stelle eine rührige Geschichte von Leserin Christine Scheibe. Haben Sie auch eine nette und außergewöhnliche Geschichte zu erzählen? Dann nehmen Sie mit uns Kontakt auf, telefonisch unter 02403 708230 oder per E-Mail an annahme@filmpost.de.

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Lesergeschichte: Die Tragödie der Familie „Meise“ in der Einraumwohnung

Vor ein paar Jahren habe ich bei mir auf der Terrasse ein Meisen-Vogelhäuschen aufgehängt.

In der Nähe befand sich auch ein Vogel-Futterplatz, der auch von Meisen aufgesucht wurde.

Aus meinem Küchenfenster konnte ich das bunte Treiben im Winter beobachten. Mehrere Nachbarskatzen konnte ich erfolgreich fernhalten. Die Spatzen holten sich regelmäßig ihre Mahlzeiten; aber es waren auch immer einige Meisen dabei, die ich besonders niedlich fand.

Als nun das Frühjahr kam, besetzte Herr und Frau Meise die Einraumwohnung. Dann wurde Tag für Tag das große Bett mit Moos und anderem Kleinzeug eingerichtet. Eines Tages wurde das Hin- und Herfliegen ganz eingestellt, aber…

… es war ein leises Piepen zu hören, das Tag für Tag lauter wurde. Die Eltern konnten das Futter nicht schnell genug heranschaffen.

Dann war es so weit! Zwei kleine Meisenkinder kamen aus dem Loch und machten unter Aufsicht der Eltern die ersten Flugversuche. Ich hatte viel Freude daran, dieses Treiben Tag für Tag zu beobachten.

Leider war eines Tages die ganze Familie verschwunden. Ehrlich gesagt war ich traurig und habe noch Tage lang Ausschau gehalten, ob nicht doch eines der Meisenkinder zurückkommt. Dies war jedoch nicht der Fall und ich habe das Vogelhaus gereinigt und wieder aufgehängt.

Und siehe da – im Herbst saßen die Meiseneltern wieder an den Meisenkugeln und füllten ihren Bauch mit den vorhandenen Leckereien. Das blieb auch den ganzen Winter so. Im Frühjahr begann – wie im Vorjahr – der Nestbau und auch piepste es nach einiger Zeit wieder im Vogelhaus. Mama und Papa Meise brachten Futter für die Kleinen und ich erwartete den ersten Ausflug. Aber es passierte nichts! Das Piepsen war nicht mehr zu hören und auch die Meisen flogen nicht mehr in ihr Vogelhaus. Ich dachte schon, sie wären heimlich ausgezogen. Eine kurze Zeit war nur ein dauerhaftes lautes Zwitschern zu hören. Danach waren die Meisen weg. Daraufhin holte ich das Vogelhaus herunter und musste feststellen, dass das Vogelkind tot war. Da habe mich sehr erschrocken und war schockiert. Trotzdem habe ich mich entschlossen, das Vogelhaus wieder zu reinigen und „einzugsbereit“ zu machen.

Es war wieder wie im Vorjahr: Während Herbst und Winter waren die hungrigen Meisen wieder da. Im Frühjahr begannen die Meiseneltern wieder die Wohnung zu polstern. Danach kam die ruhige Zeit und plötzlich war wieder Leben im Vogelhäuschen. Das Piepsen wurde jedoch immer lauter und ich dachte, dass dort mehrere Vogelkinder ihr „Unwesen“ trieben. Von ihren Eltern wurden sie wieder emsig gefüttert. Als es dann stiller wurde, habe ich Ausschau gehalten und auf die ersten Flugversuche gewartet. Leider passierte jedoch nichts. Weder der leiseste Ton war zu hören, noch wurde Futter herangeschafft. Ich ahnte Schlimmes!

Also nahm ich das Vogelhaus herunter und sah vier tote kleine Meisen, die aussahen, als hätten sie in den nächsten Tagen ihre ersten Flugversuche starten können.

Ich vermisse die kleinen „Krachmacher“ sehr. Schon vor dem Frühstück schaue ich heraus, ob ich die kleinen Meisen irgendwo sehen kann. Ich weiß nicht, wie alt Meisen werden und ob es immer wieder dieselben waren. Ebenso weiß ich nicht, ob ich es schaffe, noch einmal das Vogelhäuschen für die Meisen vorzubereiten.

Aber wenn sie wiederkommen und die ganze Zeit ihre Lieder vor meinem Fenster singen und einen Winter lang an den Meisenknödeln picken, weiß ich noch nicht, was im kommenden Frühjahr passiert. Das Vogelhaus hängt zu hoch und kann nicht von Katzen „besucht“ werden.

Nunmehr sind ca. 4 Jahre vergangen. Die Meisen fliegen immer noch um die Futterstellen; aber das Vogelhaus blieb leer, aber…

… im Februar umfliegen wieder zwei Meisen das Vogelhäuschen. Siehe da, plötzlich kommen sie jeden Tag und inspizieren es auch von innen.

Mal sehen, wie die Geschichte weitergeht…

Christine Scheibe