13.08.2020
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Amtsgericht-Neubau greifbar – in der Kaiserstraße wird alles vereint

75 Mitarbeiter an zwei Standorten – das soll bald ein Ende haben. Das Amtsgericht ist nach Jahren des Bohrens dicker Bretter mitten in der Planung für einen Neubau in der Kaiserstraße.

Rainer Harnacke ist Direktor des Eschweiler Amtsgerichts, welches mit rund 75 Mitarbeitern an zwei Standorten verteilt arbeitet – zum Glück und doch leider. Denn über die Jahrzehnte vergrößerte sich der mengenmäßige Aufgabenbereich, nachdem man auch für die Stadt Stolberg zuständig wurde. Der wachsende Raumbedarf führte dazu, dass das 1907 erbaute Amtsgericht in der Kaiserstraße nicht mehr reichte und man mehr als ein Gebäude anmieten musste. Heute verteilen sich die Abteilungen lediglich auf zwei Standorte in der Kaiser- und der Peter-Paul-Straße, die für unterschiedliche Aufgabenbereiche zuständig sind. Doch damit soll mittelfristig Schluss sein.

Das Anliegen: Alles an einem Ort
„Diese Zweiteilung bringt Mehrkosten mit sich. Es müssen mehr Wachtmeister eingesetzt werden, um beide Eingänge zu sichern, mehr Personal und der ständige Hin- und Her-Transport von Akten sind weniger effizient, als es bei einem Standort der Fall wäre“, so Rainer Harnacke.

So soll mit dem geplanten Neubau nicht vergrößert, sondern alles an einem Ort vereint werden. Räumlich ist das möglich, da hinter dem Amtsgericht in der Kaiserstraße ein ungenutztes Grundstück liegt, welches im Eigentum des Landes Nordrhein-Westfalen liegt. Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB NRW) muss somit kein Grundstück kaufen und auch der Bebauungsplan muss nicht geändert werden.

„Wir führen seit einigen Jahren Verhandlungen mit dem BLB und momentan sind die Planungen in Zusammenarbeit mit dem Oberlandesgericht und dem zuständigen Ministerium konkret geworden“, erläutert Harnacke. Das BLB hat entsprechende Mittel bereitgestellt.

Architekten planen bereits
Derzeit befindet man sich in der sogenannten Vorplanung, bei der mehrere Architektenbüros mit der Konzeption des Neubaus beauftragt werden. Im Anschluss daran können erste Geldbeträge genannt werden, die der Bau kosten soll. Diese Phase soll Mitte nächsten Jahres ihr Ende erreichen.

Die zwei großen Herausforderungen dabei sind einerseits der Denkmalschutz des alten Amtsgerichts, das weiterhin optisch das dominierende Gebäude sein soll, auch wenn es direkt mit dem Neubau verbunden wird. Andererseits gibt es durch den Raumbedarfsplan ganz konkrete Vorgaben. Diese bedingen, welche Zimmer in welcher Anzahl vorhanden sein müssen und geben vor, wie groß und mit welchen funktionalen Ausstattungen die unterschiedlichen Zimmertypen errichtet werden müssen. Bereits jetzt füllt das Konzept einen dicken Aktenordner.

Integration zweier Gebäude
Alt- und Neubau müssen in Einklang miteinander gebracht werden. Aufgrund der hohen Decken des alten Amtsgerichts ist es möglich, zwei bis drei Etagen Neubau auf das unbebaute Grundstück zu setzen. Dafür wird eine neue Zufahrt errichtet, sodass das „kleine“ Gebäude in der Kaiserstraße mit der Hausnummer 4 abgerissen werden muss. Rund 1.400 Quadratmeter zusätzliche Fläche sind mit dem Neubau in der Kaiserstraße möglich, sodass der Standort Peter-Paul-Straße aufgegeben werden kann.

Drei wesentliche Ziele soll das Projekt neben der Standorteffizienz erfüllen, wie Direktor Harnacke erklärt: „Derzeit ist es so, dass sowohl die Angeklagten, als auch die Opfer über einen Eingang das Gericht betreten und sich so recht konfrontativ begegnen können. Der Neubau soll dieses Problem lösen, indem die Angeklagten durch einen Hintereingang in den Gerichtssaal geführt werden können. Zudem soll der Zugang behindertengerechter sein als bisher, dafür eignet sich nämlich gegenwärtig nur der Seiteneingang in der Kaiserstraße. Insgesamt wird durch den modernen Bau eine höhere Sicherheit gewährleistet.“

Näher dran als je zuvor
Mehrere Jahrzehnte existieren bereits Überlegungen, das Amtsgericht an diesem einen Standort zu vereinen, nun ist man näher an der tatsächlichen Umsetzung als je zuvor. Direktor Rainer Harnacke, der nicht mehr allzu viele Jahre im Berufsleben hat, gesteht schmunzelnd: „Ich werde wohl nicht mehr in dem neuen Gebäude arbeiten.“

Manuel Hauck